Schloss Tratzberg: Geschichte und Geheimnisse
Shownotes
Geistergeschichten, prominente Gäste und das Leben im Schloss: Lisa und Klaus besuchen Schloss Tratzberg und sprechen mit Graf Ulrich Goëss-Enzenberg über die Geschichte und das Leben in einem der schönsten Renaissance-Schlösser Österreichs. Es geht um die Herausforderungen und Freuden des Wohnens in historischen Gemäuern, um schaurige Geistergeschichten und bedeutende Persönlichkeiten. Zudem gibt’s kreative Führungen, die Besucher in eine andere Zeit versetzen – inklusive Anekdoten über (unerwarteten) Promibesuch, etwa von Madeleine Albright. Ein Muss für Geschichtsinteressierte und Schlossliebhaber!
Links:
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- Die Geschichte von Graf Goëss-Enzenberg
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Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Das ist, glaube ich, genau das, was Tratzberg am meisten unterscheidet von irgendwelchen anderen schönen Schlössern. Die wenigsten haben ja noch Originalmöbel. Und deswegen brauchen wir auch keine Sonderausstellungen machen, weil Tratzberg ist eine Ausstellung, einfach wie man vor 500 Jahren da gelebt hat.
Intro: Hörausflüge, der Tiroler Reisepodcast.
Klaus: Ja, das sagt Graf Goëss-Enzenberg. Er nennt sich der Beschützer von Schloss Tratzberg. Vielleicht kennt ihr es, wenn man durch's Inntal fährt, dann thront es ganz weiß oben im Karwendelgebirge und es gilt als eines der schönsten Renaissance-Schlösser Österreichs.
Lisa: Ja, und der Graf hat uns selber durch die alten Gemäuer geführt und es war wirklich beeindruckend, dort zu sehen, wie vor 500 Jahren der Jakob Fugger dort gelebt hat. Er gilt - Achtung - als der reichste Mensch, den es jemals gab.
Klaus: Wahnsinn, das ganze Schloss ist irgendwie voll von diesen Superlativen. Herzlich Willkommen zu diesem Hörausflug. Mir gegenüber sitzt Lisa Prantl von der Tirol-Redaktion.
Lisa: Und wie immer mit dabei, Klaus Brunner. Wir nehmen euch mit auf die großen und kleinen Abenteuer, die es in Tirol zu erleben gibt, treffen spannende Persönlichkeiten und schöne Orte, wie das Schloss Tratzberg.
Klaus: Lisa, würdest du gern auf so einem Schloss wohnen?
Lisa: Ja, ja, prinzipiell würde mir das gefallen, aber die Spuckgeschichten, die man dort erzählt, ich glaube der Familie Goëss-Enzenberg jetzt wirklich, dass es dort einen Geist gibt, einen guten Geist, aber naja. Aber was sich da genau zugetragen hat und warum der amerikanische Secret Service schon mal versucht hat, alle Geheimgänge vom Schloss zu checken, das erzählt uns jetzt der Graf selber.
Hörausflug ins Schloss Tratzberg, wir waren schon gerade im wunderschönen Innenhof, oder Klaus?
Klaus: Wunderschön! Und wenn man da reinkommt, das ist einfach eine Zeitreise.
Lisa: Es ist eine Zeitreise und wir haben viele Fragen an unseren Gast, Graf Goëss-Enzenberg. Herzlich Willkommen, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Danke, gern.
Lisa: Heute tauchen wir ein in eine Welt vor ungefähr... wie viele hundert Jahren?
Klaus: 300? 200?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: 500.
Lisa: Also es gibt viel zu reden und viel zu erzählen.
Klaus: Wir starten unseren Podcast sehr gerne mit einem kleinen Dialektquiz. Ich kann mir vorstellen, es ist zwar wunderschön, in so einem historischen Gemäuer zu leben, aber es ist vielleicht nicht besonders 'gfiarig'. Wissen Sie, was 'gfiarig' heißt?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Natürlich. Ich bin ja erst seit 32 Jahren in Tirol, also.
Klaus: Ja, nur. Sie bewohnen mit Ihrer Familie ja dauerhaft dieses Schloss und ich kann mir vorstellen, es ist vielleicht nicht immer ganz einfach. Gibt es auch Momente, wo Sie sagen, besser wäre eigentlich eine ganz normale Wohnung zu haben?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Keine Frage, aber ich sag mal, für mich ist es jetzt nicht unbedingt was Außergewöhnliches, weil ich bin in einem ähnlichen Schloss in Kärnten aufgewachsen und für mich war das normal. Aber es ist natürlich schon auch mühsam, ja, weil man muss heizen, man muss putzen. Also, wir haben 365 Fenster, du kannst jeden Tag ein Fenster putzen. Und, und, ja, aber wie gesagt, man gewöhnt sich dran und das ist eben so.
Lisa: Jetzt halten Sie ja hier die Geschichte Ihrer Vorfahrinnen und Vorfahren am Leben. Und wenn ich Sie jetzt fragen würde, wir haben ja da noch einen Platz neben uns frei. Wen von ihnen würden Sie da jetzt gerne dazu holen und was würde uns diese Person erzählen?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Ich würde wahrscheinlich den Franz Enzenberg gern dazu holen, und der ist der Großvater meines Großvaters, der das hier eingeheiratet hat, über eine Tochter der Familie der Grafen Tannenberg, die das Schloss 100 Jahre schon besessen haben, aber nie bewohnt haben. Das heißt, das ist 100 Jahre leer gestanden. Und jeder, der sich vorstellt, wenn er in seinem Haus nicht jedes Jahr irgendwas macht, oder einmal das Dach richtet, oder die Fenster neu verglast, wenn das 100 Jahre lang niemand macht, dann schaut das entsprechend aus. Und das war, jetzt reden wir von circa 1832, hat er, glaube ich, geheiratet, und sie war die letzte von 21 Kindern, die ausgestorben sind, muss man sich einmal vorstellen, ja. Und die haben gelebt im Schloss Thurnegg und haben viele Besitze gehabt in Südtirol und ein Palais in Innsbruck, ein Palais in Schwaz und so weiter, und man kann ja nicht überall wohnen. Auf jeden Fall in Tratzberg war niemand und er kam hierher und hat angefangen zu restaurieren und hat eben diese schöne, gotische Ursubstanz vorgefunden. Und wo sehe ich den Vorteil, dass es hundert Jahre leer ist, dass es vielleicht nicht barockisiert worden ist, weil wär's damals von denen bewohnt gewesen, hätten wir überall Zwischendecken gehabt und goldene Stuckaturen und, und diese, dieser Charme der Gotik, wo alles heute noch original ist, der wär wahrscheinlich verloren gegangen.
Lisa: Also dieser Märchenschlaf hundert Jahre war ein großes Glück.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Ja, in dem Fall kann man sagen, ja.
Klaus: Eben, es gilt ja als eines der schönsten Renaissance-Schlösser Österreichs. Ist das eigentlich genau der Grund, weil es einfach so gut erhalten ist?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Das trägt sicher dazu gut bei. Ich meine, da haben wir, keine Frage, viel dazu beigetragen, dass es heute in dem Zustand ist, in dem es ist. Und wahrscheinlich auch dem zu verdanken, dass wir uns entschieden haben, hier auch zu wohnen. Weil ich muss sagen, wir sind jetzt seit sieben Generationen die erste, die hier ganzjährig wohnt. Unsere Vorfahren haben hauptsächlich in Südtirol gelebt und sind halt im Sommer hergekommen, aber, zur Jagdsaison, und je nachdem, wo halt gerade die Wünsche der Besitzer waren. Mein Großvater war mehr der Kunsthistoriker, der hier sich eingeigelt hat und Bücher geschrieben hat und der wollte gar nichts verändern. Und als dann sein Sohn, äh, sein Einziger, der mit einer Prinzessin Esterhazy verheiratet war, hier in den 50er-Jahren einziehen wollte, gab's nur ein Plumpsklo. Und, und, äh, meine Tante wollte unbedingt ein Badezimmer haben. Und dann, dann, mein Großvater hat sich total gewehrt dagegen, hat er gesagt, also, also, "Wenn ihr jetzt unbedingt ein englisches Lustschloss aus Tratzberg machen wollt, dann baut's halt ein Badezimmer ein". Und heute haben wir, weiß ich nicht, 20 vielleicht.
Lisa: Jetzt kann man ja hier sehr viel über die Geschichte vom Schloss lernen in sehr liebevoll gestalteten Audioguides, aber vielleicht können Sie uns eine kurze Zusammenfassung darüber geben, bevor wir mehr über Ihre kreative Energie, die Sie hier mit der Familie erleben, sprechen.
Klaus: Das ist jetzt eine Herausforderung.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Wie lange habe ich Zeit? Eine halbe Stunde oder drei Minuten? Oder 30 Sekunden? Also ich kann da einen kurzen Abriss geben, also es war ja so Ende 13. Jahrhundert, 1297, glaube ich es das erste Mal erwähnt. Und da war es aber eine Wehrburg, die einfach verteidigt hat, das versumpfte Inngelände. Es war alles hier, eigentlich, der Inn war ein Sumpf. Und dann ist es so um 1500 abgebrannt, kurz vor 1500, und war damals im Besitz vom Kaiser Maximilian, der es als Jagdschloss verwendet hat. Und nachdem der Kaiser auch meistens abgebrannt war, hat er die Neureichen ihrer Zeit, die Gewerken, die Silberbergwerksbesitzer, die gegenüber in Schwaz das Silberbergwerk betrieben haben, beauftragt, das quasi zu übernehmen und, und neu aufzubauen. Und die haben halt einen Protzbau hingestellt, weil sie den Kaiser zeigen wollten, wie viel Geld sie haben, ja. Und dann war so erste Bauphase 1500 bis 1508. Und da sieht man jetzt eben die zwei Teile vom Schloss mit den gotischen Arkaden. Und dann kam ein Renaissance-Baumeister, der Georg Ilsung aus Augsburg - die ersten Familien waren alle Augsburger - und, und der hat dann den Innenhof geschlossen und auch mit der schönen Malerei versehen und dann ist es durch Hochzeit, äh, in die, in die Familie Fugger gekommen und der Jakob Fugger hat auch das Silberbergwerk in Schwaz betrieben und hat gesehen, ach, da sitzt doch ein Lonely Girl, die Tochter vom Renaissance-Baumeister, und er hat gesagt, die heiraten wir jetzt, dann brauchen wir sie nicht kaufen. So ähnlich wie die Habsburger das gemacht haben – tu felix Austria nube, nicht? Er soll sich einfach verheiraten mit den Töchtern von irgendwelchen Reichen. Und die Fugger haben das dann wirklich betrieben, ich würde sagen 69 Jahre, glaube ich, so 1589 bis 1660 ungefähr. Und was wir dem Fugger zu verdanken haben: Als Kaufmann, der hat eine Inventarliste angelegt, ja, und deswegen wissen wir halt, wir gehen in die Fuggerstube und in die Fuggerkammer und in die Maximiliankammer, weil wenn man was inventarisiert, muss man sagen, ach, das Büro vom Chef, nicht, oder, und das war eben die Kammer des Jakob Fugger und die Stube des Jakob Fugger. Und mit der Inventarliste können Sie heute noch durchgehen und abhackeln. Es ist alles da. Das ist, glaube ich, genau das, was Tratzberg am meisten unterscheidet von irgendwelchen anderen schönen Schlössern. Und auch schöne Bilder und schöne Böden, aber die wenigsten haben ja noch Originalmöbel. Und deswegen brauchen wir auch keine Sonderausstellungen machen, weil Tratzberg ist eine Ausstellung, einfach wie man vor 500 Jahren da gelebt hat.
Lisa: Und warum fasziniert uns das eigentlich so? In ein Schloss zu gehen, ist ja etwas, das man mit den Kindern gerne macht, das man im Urlaub gerne macht, das ist, man geht rein und man staunt. Und was ist Ihre Wahrnehmung? Sie öffnen Ihre Türen jedes Jahr für so viele Menschen.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Sagen wir mal, was fasziniert mich oder sagen wir mal, was versuchen wir den Besuchern zu zeigen, damit sie fasziniert sind? Vielleicht sollte man es so machen, ja? Und meine Frau ist sehr kreativ und die hat schon in den Anfang der 90er-Jahre gesagt, wir müssen die Führung ein bisschen spannender machen, weil es interessiert sich nicht jeder für Jahreszahlen. Und war das jetzt 1589 oder 1598, ist eigentlich ziemlich wurscht, ja. Und, und man muss auch nicht im Detail erklären, was heißt Renaissance und was ist Gotik, sondern man sieht's ja. Und wir versuchen durch dieses Hörspiel, das meine Frau damals geschrieben hat, wo die Vorbesitzer ihre Geschichten erzählen. Und da hört man eben diesen berühmten Franz Enzenberg, den ich vorher hier gern hierher gesetzt hätte, Großvater meines Großvaters, und der erzählt seine Geschichten. Und im Habsburgersaal erzählt der Kaiser Maximilian, wie ehrenvoll, dass man für ihn diesen Stammbaum gemalt hat und so weiter und so geht's halt durch. Und es ist abwechslungsreich, es ist mit Musik hinterlegt und das gibt's vor allem in neuen Sprachen.
Klaus: Sie sagen ja gerne, Sie restaurieren hier seit 1832, also bald 200 Jahre. Was steht denn aktuell gerade an?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Ich bin immer noch nicht fertig.
Klaus: Ja, was machen Sie denn gerade?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Naja, heuer ist das Gasthaus dran, was auch seit fast 400 Jahren..., der Schlosswirt Tratzberg, und der wird heuer auf Vordermann gebracht. Also wir haben zum Glück einen neuen Pächter gefunden aus dem Zillertal, der sehr motiviert ist mit einer sehr jungen Mannschaft. Der war schon in sehr guten Häusern.
Klaus: Hm, da freuen wir uns drauf.
Lisa: Jetzt haben wir schon gehört, es gibt die neuen Räume, die Sie für Ihre Familie adaptiert haben. Es gibt die seit 500 Jahren unveränderten Räume. Was ist denn Ihr Lieblingsplatzl im Schloss?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Mein Lieblingsplatzl ist etwas, was der Tourist leider nicht zu sehen kriegt, außer bei Sonderführungen. Nämlich das sind die Wohnräume der Familie Tänzl, die das gebaut haben. Und die sind im zweiten Stock und sind nicht mehr ganz gotisch, sondern leicht..., Renaissance, also reden wir so um 1530, da ist gerade der Übergang in die Renaissance. Und, äh, den kann man sich nur anschauen, kann ich Ihnen nur zeigen. Der ist einfach wunderschön. Da sind lauter verschiedene geschnitzte Türen und die Türschlösser. Und ich sag, es ist überhaupt, was die Handwerker zu der Zeit damals geleistet haben, das kann man sich gar nicht mehr vorstellen, ja. Und, äh, ich weiß aus Geschichten, aus Erzählungen, ich hab ihn leider nicht mehr erlebt, mein Großvater, der, ich war erst sechs, wie der gestorben ist, der hat am liebsten Handwerker durchgeführt, weil er hat gesagt, die schätzen am meisten, was sie zu sehen kriegen. Der Schlosser, der diese prachtvollen Schlösser sieht und der Tischler mit den Einlegearbeiten und der Steinmetz und das ist einfach, einfach schön, die zu sehen und ich habe das ein bisschen übernommen, ich führe sehr gern irgendwelche Dachdecker durch den Dachstuhl, ja, der gewaltig ist, der ist ja wie ein dreistöckiges Innenhaus und solche Geschichten und, und sonst Lieblingsplatzl, kann man schwer sagen, aber es gibt schon ein Lieblingszimmer, ja.
Lisa: Wir werden gleich mehr über die besonderen Vorbesitzerinnen und Vorbesitzer dieses Schlosses reden, die Fugger und die Tänzl, ja auch sehr wichtig für die Geschichte dieser Region mit dem Schwazer Silberbergbau. Aber vorher habe ich noch eine Frage, die mir einfach auf der Seele brennt. Hier im Schloss soll es spuken und das sind keine uralten Legenden und Geschichten, sondern das ist in Ihrer Familie, hat sich das gezeigt, also in jüngster Vergangenheit, vielleicht können Sie uns da ein bisschen mitgruseln lassen.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Sagen wir mal vorweg, es sind meistens gute Geister, ja. Und meine Frau, die sehr psychologisch trainiert ist, die sagt, in dem Haus ist einfach wirklich eine gute Aura. Und das merkt man dann erstens vom Feeling her und wir wohnen ja hier, also merken das auch. Und das heißt, hier ist sicher nie jemand gefoltert oder maltretiert worden, das sind halt gute Geister. Aber es gibt eine ganz nette Geschichte von einem Geist, den man auch sehen kann. Und, äh, es ist ein Portrait. Und das hat eine meiner Töchter, wie sie so fünf, sechs war, hat sie sehr ungern geschlafen oder wollten nicht einschlafen. Und meine Frau hat zu ihr gesagt, "Was ist denn los?" Und sie hat gesagt, "Ja, und da kommt immer so eine Frau zu mir". Und meine Frau, weil sie eine Psychologin ist, hat sie drauf eingegangen und hat gesagt, "Wer ist denn die Frau und frag sie doch einmal, wo sie herkommt", und beim nächsten Mal hat sie gesagt, "Da ist wieder diese Frau da und wo kommt sie denn her?" Und die hat gesagt, "Ja die kommt da drüben, wo der Interspar ist in Schwaz", und ich hab gesagt, "Was Interspar?" Und dann hat mir meine Mutter erzählt, dass die Tannenbergs eben da früher Besitze hatte drüben. Und es gibt heute noch einen Bauernhof und da ist noch ein Tannenberg-Wappen auf der Tür drauf, das gehört heute einer Bauernfamilie in Schwaz und, und von dort kommt er her. Und dann haben wir irgendwie gesagt, okay, es muss mit den Tannenbergs.... Und dann eines Tages verlaufen.., gehen wir halt raus aus dem Zimmer und dann zeigt die Vittoria auf das Bild und sagt, "Das ist sie, das ist sie". Und das ist aber ein Jüngling mit langen Haaren. Und dann haben wir das Bild genommen und gesagt, das muss weg aus dem Schloss. Und jetzt hängt es im Gasthaus unten. Also es wird jeder, der in unseren Schlosswirt kommt, sehen. Ein prachtvolles Bild, passt super dorthin, weil es ein Jäger ist und da sind lauter Jagdmotive. Und jetzt schauen wir, ob es weiterspuckt.
Klaus: Aha, jetzt ist der Tannenberg also das Problem von den Gästen, die zu lange sitzen bleiben.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Genau!
Klaus: Wir haben immer eine fixe Kategorie bei uns im Podcast, nämlich den sogenannten Gschaftlhuber. Für alle, die das nicht kennen, das ist sowas wie ein Neunmalklug, ein...
Lisa: Ein Schlaumeier.
Klaus: Ein Schlauberger, ein Schlaumeier, genau.
Lisa: Jedenfalls versuchen wir unseren Hörer:innen immer etwas mitzugeben, das ein bisschen außergewöhnlich oder merkwürdig ist. Und da muss man auf jeden Fall den Jakob Fugger erwähnen, oder? Der immer noch als der wohlhabendste Mensch aller Zeiten gilt.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Ja, es gibt ja, wir kennen ja auch ganz gut die heute noch lebende Familie Fugger in Babenhausen. Und dort gibt es ja auch dieses, hat mein Großvater gefunden, diese Inventarliste. Und ich habe mal bei einer Veranstaltung dort gehört, es gibt eine Valuation, ja, wo man feststellen kann, wie wertvoll, was hatte da Jakob Fugger. Und da kam er von der Forbes Two-Hundred-List von den deutschen Unternehmen, die reichsten Firmen in Deutschland, zusammengezählt, das war der Wert vom Jakob Fugger. Und es geht ja nicht darum, wie viel Gulden hat er in seiner Kiste gehabt, sondern was er damit angefangen hat, ja, und das war einfach unbeschreiblich.
Klaus: Genau, dieser Reichtum hat natürlich sehr viel mit dem Silberberg in Schwaz zu tun. Schwaz, wenn wir jetzt aus dem Fenster blicken, im Inntal Richtung Westen, war lange Zeit nach Wien die zweitgrößte Stadt im Habsburger Reich. Inzwischen, heute im Jahr 2025, sind wir gerade nochmal auf Platz 47 der Städte Österreichs mit 14.400 Einwohnern und Einwohnerinnen.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: So viel waren es damals auch schon, 15 Tausend. Es waren die Mehrheit Knappen, ja. Und was in Schwaz ganz interessant ist, das Bergwerk ist übrigens genau vis-à-vis, dass Schwaz und die Knappen hatten eine eigene Gesellschaft, ja. Die hatten in der Kirche, die Schwazer, sehr wunderschöne gotische, Pfarrkirche, hat ja zwei Schiffe und ein Schiff, die rechte Seite, war für die Knappen und die andere für das Volk. Es gab zwei Krankenhäuser, es gab zwei Gerichte, die haben ihre komplette eigene Gesellschaft gehabt.
Klaus: Und da gibt es doch die Anekdote, dass, dass sie das mit einer Holzwand getrennt haben, quasi die zwei Schiffe. Und dann sind, manchmal sind sogar, hat es dann Streitereien gegeben, dass sie eben die Sachen rübergeschmissen haben, die einen zu den anderen.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Die Geschichte kenne ich nicht, aber es ist eine gute Geschichte.
Klaus: Im Innenhof des Schlosses sind ja diese wunderschönen historischen Fresken und unter anderem sind die Konterfeis aller Besitzer und Besitzerinnen des Schlosses. Und ganz links gibt es ein Gesicht, das sieht ihnen ja verblüffend ähnlich. Wie ist es denn dazu gekommen?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Soll ich das jetzt sagen? Der Restaurator hat mich eines Tages, der hat zwei Jahre da gearbeitet, das war ein ganz toller Kerl aus Passau. Und der war eigentlich ein Kirchenmaler. Und wie er hier fertig war, hat er gesagt, wissen Sie was, ich bin so stolz, jetzt bin ich ein Schlossmaler. Und der hat gesagt, da hier sind vier Figuren da oben drin. Und zwei konnte man eindeutig zuweisen, das ist ein Fugger mit seiner Frau, weil der hat das, unter ihm ist es fertiggestellt worden. Das war ein Georg Fugger, das war schon ein Sohn vom Jakob Fugger, oder ein Neffe. Und dann hat er gesagt, die anderen können wir nicht identifizieren, aber da könnten wir jetzt eigentlich Sie und Ihre Frau hintun, weil Sie sind ja der Sponsor, Sie zahlen das ja alles. Und auf großen Kunstwerken, auch von Dürer und so, hat man immer irgendwie einen Sponsor gefunden, nicht? Und ja, haben wir gesagt, "Dann mach halt, dann schauen wir, was dabei rauskommt". Und wie das Denkmalamt das nächste Mal gekommen ist, hat er gesagt, "Was ist denn das da oben?" Hab gesagt, "Ich weiß nicht, das war immer schon da".
Lisa: Diese familiäre Ähnlichkeit einfach. Ja, viele Urlauberinnen und auch Einheimische schauen sich gerne dieses Schloss an. Und es ist wirklich groß mit Geheimgängen und, und vielen Ecken und Zimmern. Jetzt wurden diese Zimmer schon einmal ganz genau begutachtet, nämlich vom amerikanischen Secret Service, vom Geheimdienst. Wie ist es denn dazu gekommen?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Wo haben Sie denn die Geschichte her? Es war im, ja, muss ich jetzt schauen, um 1998, wann war sie denn da, die Madeleine Albright, ja, im 21. Juli 1999 war die auf Urlaub in Tirol und die war damals im Schlosshotel Igls, was heute eine andere Funktion übernommen hat, aber das ist eine andere Geschichte, und, äh, habe ich damals die, die, von die Hoteliers, Besitzerin, die Frau Beck gefragt, die wir ganz gut kannten, und hab gesagt, "Willst du die nicht zu einer Führung zu uns schicken? Und wir könnten das ja ganz privat machen und ohne Touristen und um 5 Uhr am Abend, wenn keiner mehr da ist, usw." Dann hat sie gesagt, "Ja, ich werde ihr das vorschlagen." Und am nächsten Tag ruft sie mich an und hat gesagt, "Ja, die ist ganz begeistert, die möchte gerne mal ein Schloss anschauen." Und dann kam aber schon am Vormittag, wie sie sagen, der Secret Service, und hat da alles genau angeschaut und beim dritten Geheimgang sind sie ganz nervös geworden, weil sie dann bei jeder Tapetentür geklopft haben und gesagt, "Wer könnte denn da raus kommen?"
Lisa: Ja, sie war sicher, gottseidank, im Schloss Tratzberg, aber man kann sich das gar nicht so vorstellen, gell, wenn immer überall abgeriegelt wird rund um einen herum.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Aber das war toll, weil sie war wirklich begeistert und hat uns, wir haben da ein paar Wochen später einen Brief gekriegt vom, vom, vom Secretary of State, ja, also von, von, von ihrem Büro mit einer Einladung ins Weiße Haus und die hat gesagt, "Hurry up, because we won't be here very long", ja. Und sie war ja die Außenministerin von Jimmy, äh, nicht Jimmy Carter, vom, vom Bill Clinton. Und die hat immer gesagt, "Hey, Billy has to see that, Billy has to see that." Und dann hat sie gesehen, wie sie mit dem umgeht, dass sie eigentlich die Chefin ist, ja. Und wir haben es leider verpasst, dort hinzugehen. Und heute, glaube ich, will ich nicht unbedingt hingehen.
Klaus: Ja, aber das war ja längst nicht der einzige prominente Gast. In diesem wunderschönen Gästebuch haben sich ja so manche Promis verewigt. Können Sie uns da mal kurz durchführen?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Ja, das Gästebuch heißt bei uns Fremdenbuch, nämlich aus Tradition, aus, aus geschichtlichen Gründen, weil wir haben ein paar Fremdenbücher, die beginnen, äh, 1848 mit dem Besuch vom Kaiser Franz Josef hier. Der war damals ein halbes Jahr vor seiner Inthronisierung und wurde hier vom Franz Enzenberg eingeladen, um einen Gamsbock zu schießen, weil in Wien hat er jede Menge schon Hirsche und Rehböcke und so erlebt, aber Gamsen gibt's halt keinen in Wien, in den Wiener Auen. Und das war im Revolutionsjahr und da ist das Kaiserhaus nach Innsbruck übersiedelt, da war es vielleicht weniger turbulent, äh, wie in Wien und hat eben hier seinen ersten Gamsbock geschossen und da wurde dieses Fremdenbuch dann angelegt und das haben wir ausgestellt bei uns im Jagdsaal in einer Vitrine, deswegen kann ich in dem nicht blatteln, sondern in unseren anderen, ich glaube es sind schon sechs an der Zahl, Fremdenbücher. Und wir haben dann diese Idee übernommen, weil in dem alten Buch ist nicht nur sein Foto, dann kommen nachher ganz prominente andere Gäste und da sind tolle Wappen, gemalt von der Königinmutter von Schweden und Norwegen oder von dem Prince Héréditaire de Monaco, usw., die kann ich gar nicht alle aufzählen. Ich kann Ihnen nur ein paar aufzählen, die unter meiner Zeit schon da waren, ja.
Lisa: Ja, sehr spannend. Sie haben es erwähnt, auch eine Jagd gehört zum Schloss. Es ist nicht nur das Schloss sehr schön, sondern auch die Umgebung. Wenn man hier rauf spaziert, taucht man da schon ein in eine andere Welt. Was können Sie uns denn noch für Geheimtipps mitgeben, abgesehen vom Schlossbesuch? Wenn man hier ist, was darf man nicht verpassen?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Also auf die Jagd gehen sollte man nicht, weil das tun nur Wilderer. Aber wir haben zwei Jagden hier, wir haben eine um das Schloss Tratzberg rum, da ist eigentlich viel zu viel Wild. Aber es ist ein sehr schöner Naturwald: Buchen, Mischwälder, das was man eigentlich heute sucht. Der Wald wurde hier der Natur einfach überlassen und deswegen haben wir wirklich einen Vorzeige-Mischwald mit sehr schönen alten Buchenbeständen und das ist auch ein Schutzwald gegen die Lawinen und so weiter und das..., kann man schöne Spaziergänge machen bei uns.
Lisa: Ja, wichtig zu erwähnen, bevor wir langsam zum Ende finden, ist sicher noch, dass das Schloss in den Sommermonaten besucht werden kann und das ist ja..., hat ja auch einen wichtigen Grund für diese alten Schätze, die hier verborgen sind.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Ja, Sommer, Sommermonate ist untertrieben. Also wir haben offen von Ostern bis Allerheiligen ungefähr. Also wir haben sieben Monate geöffnet. Im Winter ist es einfach zu kalt und die Leute, die im Winter nach Tirol kommen, wollen Skifahren gehen und nicht Schlösser anschauen, ja. Und es wäre auch zu kalt, aber es ist so, man kann diese Räume ja nicht beheizen oder soll sie nicht beheizen, weil sonst diese ganzen alten Einlegearbeiten kaputt gehen einfach, ja. Und früher, wenn man einen Kachelofen eingeheizt hat, dann ist es halt langsam warm geworden und wieder langsam kalt geworden. Und jetzt ist es halt so, jetzt wird im Frühjahr wird es langsam wärmer und im Herbst wird es wieder langsam kälter. Und das halten die Möbel ganz gut aus.
Lisa: Jetzt interessiert mich brennend noch: Wenn Sie jetzt nicht in Schloss Tratzberg wohnen würden, wo auf der Welt wäre Ihr Traumschloss, wo würden Sie dann einziehen?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Ich weiß nicht, ob ich dann in einem Schloss leben würde.
Lisa: Sondern?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Irgendwo gemütlich, wie Sie vorher gesagt haben, wären Sie nicht lieber irgendwo in einer gemütlichen Wohnung oder irgendwo auf einer Jagdhütte, keine Ahnung. Also das habe ich noch nicht darüber nachgedacht, weil ich noch nicht die Chance hatte, darüber nachzudenken.
Klaus: Ja, vielen Dank für diesen spannenden Hörausflug ins Schloss Tratzberg. Wenn euch unser Podcast gefällt, lasst uns doch ein Like da. Oder ihr kennt Menschen oder Orte, die unbedingt mal in den Hörausflügen vorkommen sollten, dann schreibt uns ein kurzes Mail an 'info@tirol.at'. Und wir sind euch noch unser Dialektquiz schuldig. 'Gfiarig', was heißt gfiarig?
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Gfiarig ist für mich einfach gemütlich oder angenehm.
Klaus: Stimmt genau. Und wir haben eingangs gesagt, es ist wahrscheinlich wunderschön, in einem alten Schloss zu leben, aber vielleicht ist es nicht immer ganz gemütlich.
Graf Ulrich Goëss-Enzenberg: Da haben Sie recht.
Lisa: Zum Schluss, schickt diese Episode bitte unbedingt weiter an alle, die das Schloss Tratzberg einmal besuchen sollten. Bis zum nächsten Mal.
Klaus: Pfiat enk!
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