#9 Zu Besuch bei Bergdoktor Hans Sigl
Shownotes
Wir haben uns mit Schauspieler Hans Sigl getroffen, der seit fast 20 Jahren als charismatischer Fernseharzt ein Millionenpublikum vor den Bildschirm lockt. Auf einer Wiese in Ellmau, mit Blick auf den Wilden Kaiser, verrät uns Hans Sigl, wie er zum Fernsehen gekommen ist, warum seine Verbindung zu Tirol so stark ist, mit welchen Klischees der Bergdoktor zu kämpfen hatte und wie es ihm gelungen ist, in die Wohnzimmer der Menschen einzuziehen.
Unser heutiger Hörausflug führt nach Ellmau. Am Rande der Dreharbeiten zur neuen Staffel des Bergdoktors haben wir uns mit Hans Sigl getroffen. Seit unglaublichen 17 Staffeln und 156 Episoden verkörpert der Schauspieler nun schon den Arzt Martin Gruber. Und Woche für Woche schalten Millionen von treuen Bergdoktor-Fans ein, wenn wieder neue Abenteuer, Familiendramen und seltene Krankheiten über den Bildschirm flimmern. War es anfangs eher eine „Oma-Sendung“, ist die Serie inzwischen auch bei der TikTok-Generation beliebt: „Plötzlich waren die Jungen da!“ Das Leben von Hans Sigl ist seit jeher eng mit Tirol verbunden. Von seiner „Selfmade“-Ausbildung am Tiroler Landestheater über seine Rolle als Major Andreas Blitz in SOKO Kitzbühel bis hin zum Bergdoktor. Kein Wunder also, dass Hans Sigl inzwischen „mehr Tiroler als sonst irgendwas“ ist.
Im Gespräch mit Podcast-Host Lisa erzählt Hans Sigl vom lässigen Vibe der 1990er-Jahre in Innsbruck, von der Vorbildwirkung des Bergdoktors, der Bedeutung von klassischer Literatur, von seinen Zukunftsplänen und von Fans, die sich in der Praxis von Dr. Gruber behandeln lassen wollten. Der Geheimtipp von Hans Sigl, um Tirol zu erkunden? „In sich hineinhören und dann nach draußen gehen.“ Denn egal wo man hingeht: „In Tirol ist es überall wahninnig schön“. Tja, wenn der Bergdoktor das sagt…
Links: Die Drehorte vom Bergdoktor Bergdoktor-Fantage Bergdoktor Bergfest in Ellmau Themenwanderung Bergdoktorrunde Hörausflüge Episode: Filmland Tirol – Von Bergdoktor bis Bollywood
Transkript anzeigen
Klaus Brunner: Was fasziniert mehr, der Wilde Kaiser oder der Bergdoktor?
Lisa Prantl: In dieser Folge werfen wir mit Hauptdarsteller Hans Sigl einen Blick hinter die Kulissen der Erfolgsserie.
Klaus Brunner und Lisa Prantl: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Hörausflüge dem Tirol-Podcast. Ich bin Lisa Prantl Und mein Name ist Klaus Brunner. In dieser Folge sprechen wir mit niemandem Geringeren als dem Papst, ah nein dem Bergdoktor.
Lisa Prantl: Wir haben Bergdoktor-Star Hans Sigl in Elmau getroffen, direkt im Anschluss zu seinen Dreharbeiten in der wohl bekanntesten Arztpraxis im deutschen Fernsehen.
Klaus Brunner: Die Arztserie wird ja seit fast 20 Jahren in Tirol gedreht und begeistert wöchentlich im ZDF und im ORF ein Millionenpublikum. Als wir in Elmau am Drehort bei Martin Grubers Praxis angekommen sind, hat Schauspieler Hans Sigl bereits auf uns gewartet.
Lisa Prantl: Er hat mit einigen Fans Fotos gemacht und Autogramme geschrieben, als wir angekommen sind. dem Trubel vor der Praxis etwas zu entgehen, haben wir uns einen ruhigen Platz gesucht. Schließlich durfte ich mich in einer idyllischen Wiese mit Blick auf den Wilden Kaiser mit Hans Sigl hinsetzen und ihm ein paar Fragen stellen.
Ja, herzlich willkommen zu diesem Hörausflug. Wir sitzen an einer wunderbaren Wiese hinter der Praxis vom Bergdoktor mit Hans Sigl. Vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst für uns.
Hans Sigl: Ja, sehr gern.
Lisa Prantl: Ich habe heute meinem Papa erzählen dürfen, ich darf den Hans Sigl interviewen und er hat gemeint den Sigl Hans, lässig. Und das hat fast so geklungen als würde, ich habe wirklich kurz überlegt, ob ihr euch kennt, aber wie schaffst du denn das, dass du so nahbar bist, dass die Menschen so reagieren?
Hans Sigl: Ich weiß nicht, vielleicht kenne ich den Papa ja. Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass die Serie so wahnsinnig lang rennt, schon und man gewöhnt sich daran und das Publikum gewöhnt sich an diese Figur und an den Schauspieler. Mitte der 90er habe ich die Ausbildung im Landestheater gemacht und so und dann war die Soko und dann kam der Bergdoktor und das ist ja alles schon sehr lang verankert und dann passiert eben sowas, dass man halt, dass man so ein bisschen einzieht im Wohnzimmer bei den Leuten.
Lisa Prantl: Du hast jetzt selber schon angesprochen, deine Karriere ist eigentlich so verbandelt nicht einmal die Tiroler Schauspieler glaube ich, sind so viel in Tirol zum Drehen wie du.
Hans Sigl: Ja, offensichtlich, also hat sich so ergeben. Ausbildung in Innsbruck Landungstheater, da war ich fünf Jahre im Ensemble, dann bin ich nach Deutschland gegangen und dann kam 2000 dann ja schon die Soko, worüber ich mich sehr gefreut habe, dass ich wieder in Tirol arbeiten darf. Und dann zwei Jahre später, wie das vorbei war, kam der Bergdoktor. Offensichtlich habe ich da noch was zu erledigen. Und bin damals nicht davon ausgegangen, dass diese Geschichte, die ich noch zu erledigen habe, dass das schlappe 18 Jahre gedauert. Und das ist so schnell vergangen und ich bin immer noch wahnsinnig gern da.
Lisa Prantl: Was macht es denn für dich aus? Es ist offensichtlich, Millionen von Menschen schauen jede Woche den Bergdoktor, aber ja auch für dich ist es ein Riesencommitment. So lange an der Spitze dieser Produktion zu stehen. Was ist denn für dich die Begeisterung?
Hans Sigl: Ja, das ist eine vielschichtige Entwicklung gewesen. Am Anfang der erste Vertrag die erste Verabredung war über vier Jahre. Dann muss man mal schauen, was passiert, wie lange dauert das, wo führt die Reise hin, das Ganze aus der Taufe zu heben, die Familie, die Kollegen. Dann waren wir 45 Minuten am Anfang, wir haben einen Film gedreht. Dann irgendwann digital waren es 90 Minuten, das waren so Entwicklungen, die wahnsinnig spannend waren. Und so ist Jahr um Jahr vergangen und plötzlich waren wir dann in der fünften Staffel und dann ging es immer weiter und ich war mit der Doris Schmitz unserer Kostümbildnerin dann immer neue Sachen besorgen und dann ist uns aufgefallen, Mensch, das ist jetzt schon die zehnte Staffel krass. Und so war das immer so von Jahr zu Jahr, die Zeit vergeht irrsinnig schnell, es ist so lässig zu drehen, wir fangen im Mai oder April an, dann geht es bis August, dann ist drei Wochen Pause, dann kommen die nächsten vier Filme und dann ist schon Dezember und das Jahr ist rum und das geht so irre schnell jedes Mal. Und wenn ich frage, wo die 18 Jahre hin sind, also die sind alle gespeichert irgendwo und ja, das ist eine große Geschichte irgendwie. Weil es ist jedes Jahr wieder ein Wahnsinn, dass man dann so acht Filme dreht und dann ist es wieder durch.
Lisa Prantl: Worauf du ja sehr achtest und wo du auch, glaube ich, sehr viel mitarbeitest sind die Themen, die beim Bergdoktor vorkommen, dass ihr da immer am Puls der Zeit vieles mitnehmt. Warum ist dir das so wichtig? Was sind die Themen, mit denen wir vielleicht in der nächsten Staffel rechnen dürfen?
Hans Sigl: Wir hatten von Anfang an damit zu kämpfen, gegen das Vorurteil, gegen das Klischee Heimatfilm, Bergdoktor Lederhose, Berg, irgendwie 80er Jahre, so Ressentiments. Und dann war uns eigentlich immer wichtig, dass wir auch aktuelle Themen bedienen. Weil dieser Arzt ist genauso eine archaische Figur wie Pfarrer oder Anwalt im Fernsehen. Deswegen sind die Themen sehr heutig geworden und wir besprechen die im Vorfeld mit der Produktion, mit den Produzenten und mit dem ZDF und sind da sehr stolz drauf, dass wir das von diversen Themen, die unsere alltägliche Diskussion im Moment ausmachen, dass wir da einiges drin haben.
Lisa Prantl: Du hast gerade gemeint der Arzt ist so ein archaischer Typ. Vorher warst du der Kommissar…
Hans Siegl: Ich habe dieses Jahr gerade vor dem Bergdoktor einen Thriller gedreht in Portugal. Da habe ich einen ein Fluchthelfer, gespielt, ein ehemaliger Anwalt und Fluchthelfer. Ich mache ja das ganze Jahr viel neben dem Bergdoktor. Livelesungen. Kabarett. Etc. Und die Angebote, ja, es ist halt so, dass viele Produzenten wahrscheinlich denken, ja der Sigl hat sowieso keine Zeit, der dreht das ganze Jahr. Und dann kommuniziert man, da muss man sich auch einteilen. Und solange jetzt quasi meine Figur meine Rolle und die Show eben die ist, die sie ist, ist das auch okay für mich, dass das so ist. Und ich freue mich dann irgendwann natürlich auf andere Herausforderungen.
Lisa Prantl: Jetzt bleiben wir vielleicht noch kurz hier in der Region. Kennst du das Tiroler Unterland in- und auswendig?
Hans Siegl: Ja, tatsächlich. Also zumindest von den Drehorten ist mir beim Bergdoktor schon das eine oder andere Drehörtchen untergekommen, wo ich mit der Soko schon einmal gefragt habe, wo waren sie gestern zwischen 16 und 17 Uhr. Ich kenne mich schon gut aus. Was ich nicht so kenne, sind die einzelnen Wanderwegnahmen und so, weil da komme ich dann auch relativ selten dazu. Aber ich würde mal schon sagen, dass ich mich ganz gut auskenne. Ich bin jetzt seit 20 Jahren da also wäre tragisch, wenn nicht.
Lisa Prantl: Das heißt, du kommst schon ab und zu nach diesen langen Drehtagen auch dazu, hier was Erholsames zu machen? Oder kann Hans Sigl gar nicht so entspannt irgendwie am Hintersteiner See schwimmen gehen, wie Martin Gruber das in der Serie macht?
Hans Sigl: Das ist richtig. Ich kann das nicht so entspannt machen. Also ich kann es schon machen, aber dann werde ich immer in Gespräche verwickelt, was unter Umständen auch sehr sympathisch ist. Aber wenn man seine Ruhe hat, dann muss ich mal andere Refugien suchen. Das war vor ein paar Jahren. Zum Grünger Badesee. Habe mir eine Karte gekauft. Bin reingegangen und dann haben dann die Leute sich alle umgedreht und damals diese Handyfotografie aufgekommen, aber es war ja noch so eine Zeit, und ich habe gemerkt, ah, wenn ich jetzt da mal ruhe, dann drehe ich besser wieder. Und ich finde schon meine Plätzchen, wo ich dann mal Ruhe habe. Zum Beispiel jetzt die Woche, wo ich zwar mit dem Mountainbike n nach dem Drehen. Da bin ich den Berg rauf gesaust und dann gegen Abend, ist das schon sehr still und brutal schön.
Lisa Prantl: Super, dann werden wir die Platzen auch nicht verraten selbstverständlich. Du hast es schon kurz erwähnt eigentlich hat deine Schauspielkarriere in Innsbruck begonnen mit der Schauspielschule, mit der Zeit am Landestheater in Innsbruck. Wenn du uns jetzt mitnehmen könntest in einen Hörausflug in diese Zeit in Innsbruck, wie hat Hans Sigl damals gelebt, wie war der Vibe der Stadt?
Hans Sigl: Der Vibe der Stadt, wie hab da damals gelebt? Ich in einer WG gelebt und war eigentlich noch auf der Uni, hab Lehramt studiert, bis man klar war, jetzt muss ich was anderes machen. Dann bin ich ans Landestheater und war dann in einer privaten Schauspielschule. Die habe ich dann ein Jahr danach verlassen und habe mir am Landestheater selbst meine Ausbildung zusammengebaut mit Regisseuren, Sängern und so weiter. Und war im Ballett, im Kinderballett so ein bisschen gelernt, weil mir dachte ich, irgendwann mache ich Musical und ich muss Ballett lernen und so. Und dann... Wie ich fertig war, war ich dann am Landestheater engagiert und habe mich dann durch die Stücke gespielt. Und das war ziemlich cool. Der Vibe damals, ich glaube, das war wesentlich entspannter, die Zeit. Die ganze Bogenmeile war damals der große Bringer. Es war einfach ein bisschen cooler, glaube ich. Grundsätzlich die 90er waren einfach ein bisschen entspannter. Buzihütte, gerne auf die Buzihütte für eine Eiterbeule. Gibt es die noch?
Lisa Prantl: Die gibt es noch, aber die ist nicht mehr der Studententreff glaube ich. Ah, sondern was ist es? Also ich habe jetzt lange dort ganz in der Nähe gewohnt und war nur einmal da zu meiner Schande. Und da war es einfach ein Gasthof, wo man gut essen kann.
Hans Sigl: Ja das war es damals auch schon, aber da waren natürlich viele Studis unterwegs damals, das stimmt.
Lisa Prantl: Aber vielleicht habe ich nur den falschen Moment erwischt. Ja, du hast es kurz erwähnt du hast auch Ballett gemacht und wenn ich das richtig nachgelesen habe, war die erste Rolle wirklich im Ballett.
Hans Sigl: Das war meine erste Premiere, genau. Hätte ich nie damit gerechnet, dass das so passiert, aber irgendwie bin ich reingerutscht und ich habe das wahnsinnig gern gemacht. Und auf einmal heißt es, da kommt jetzt eine Company. Aus Marburg und das war Spartakus. Und die Ballettlehrerin vom Kinderballett, wo ich immer mit gelernt habe mit den Kleinen, die hat gesagt, da musst du hin, da musst du vortanzen. Da war ein Tanzschüler aus ganz Tirol. Und irgendwie hat das halt gepasst von der Größe her ich damals ein langes Haar gehabt. Und der Choreograf hat das irgendwie gut gefunden, es hat gereicht zumindest, mit Spagat und Pirouetten, dass ich da mitmachen habe können. Und bevor ich tatsächlich im großen Haus drin war und ein Stück gesehen habe, bin ich auf der Bühne gestanden und ich habe das irgendwie wie die Jungfrau zum Kind, da geht diese Ouvertüre los und die steht da hinten im Anzug mit Schild und Schwert und Spartakus und dann geht der Vorhang auf und dann waren wir da Gänsehaut und man ist mittendrin im Getümmel. Das war toll. Das war wirklich toll, unerwartet und nach wie vor ist das eine große Erinnerung. Der Abschied von der Lehramtsausbildung hin zum Theater, der kam ja kurzfristig und überraschend.
Und es war ja nicht so, dass ich von jeher unbedingt Theater machen wollte oder Schauspieler werden wollte. Also ich wollte das mal ausprobieren und war davor einfach nicht im Innsbrucker Landestheater. Da war ich dann, ich habe auch '88 maturiert '89 war ich in Amerika. Und wie dann zurückgekommen bin, '90, '91, habe ich studiert und bin da nie hingekommen. Und durch den Zufall hat mich dann quasi dahin geführt, so kam das. Also ich war jetzt eben nicht der... Theater suchte, der jetzt jede Premiere schaut. Und da haben wir natürlich dann angefangen mit ein bisschen einzuleben und haben dann natürlich Stücke angeschaut. Die erste Oper, jetzt muss ich Oper checken und schauen, wie es da geht mit der Oper.Meine erste Oper war Tannhäuser, Stehplatz, fünf Stunden Wagner. Das ist meine Ausbildung, ich muss mir das anschauen mit fünf Stunden oben im Stehplatz habe ich ausgeharrt zu Wagner und so habe ich quasi meine Diplomhäkchen gemacht in meiner selbst erwählten Ausbildung.
Lisa Prantl: Sehr brav. Und inzwischen, wenn man dich so verfolgt, scheinst du eine Liebe zu diesen alten Klassikern gefunden zu haben. Du machst Lesungen. Ihr habt mir den Bahnwärter Thiel angehört, zum Teil auf Spotify kann man sich von dir sowas anhören. Warum ist das wichtig, dass wir diese Bücher noch kennen?
Hans Sigl: Warum das wichtig ist? Weil es Kulturgut ist und weil die jungen Leute sich das anhören sollen, weil da viele Wahrheiten drinstecken und weil die teilweise spannender sind als jede Netflix-Serie. Hörbücher. Literatur. Da kann man richtig abschalten. Und ich merke zum Beispiel bei den bei den Livelesungen, vor ein paar Jahren habe ich damit angefangen, ich habe wir gesagt, das schaffen die Leute nie, die haben überhaupt da keine Lust dazu, dass ich sie sich zwei Stunden Stefan Zweig anhören oder so. Und ich habe mich ja getäuscht. Die Leute lieben das und sie wollen was vorgelesen bekommen und vielleicht lese ich es auch nicht so schlecht vor, das kann ja auch damit zu tun haben, aber es ist etwas, was die Leute einfach sehr gerne mitnehmen. Und ich habe jetzt gerade vorletzte Woche war in Bad Homburg und dann gab es durch ein Missverständnis eine Marathonlesung das war die Traumnovelle War keine Pause geplant und auf einmal habe ich drei Stunden durchgelesen und die stehen jetzt alle auf und gehen raus. Dem war aber nicht so, sie haben drei Stunden tapfer mitgehalten, weil die Literatur und diese Geschichten einfach einen Sog hat und die Leute schätzen es immer mehr, weil sie natürlich immer noch krasser in diese ganzen Online-Sozialmedien Fernsehmediale Spirale kommen, und sie mögen es immer noch mehr, denke ich.
Lisa Prantl: Auch mal mit dem Fokus irgendwo zu bleiben, das ist ja auch schon mal ganz anders, wenn man sich eine Folge Bergdoktor anschaut, als wenn man auf Social Media 30 Sekunden Content verfolgt. Du bist ja aber auch als Person, aber natürlich auch mit der Serie Bergdoktor bei den jungen Menschen, bei der Generation TikTok, wie man sie oft nennt ultra beliebt.
Wie erklärst du dir diesen großen Hype?
Hans Siegl: Die Gen-Z das meinst du, die Jungen die haben uns quasi, also das hat auch damit zu tun, dass diese Entwicklung über so lange Zeit gegangen ist. Die Kinder, die damals mit den Omas am Anfang war, es so ein bisschen Omasendung und so und da waren noch die Kinder dabei. Und die Kinder sind groß geworden mit der Serie, weil sie dann immer mit der Mama geschaut haben oder mit der Oma oder wie auch immer. Und ich höre das jetzt auch sehr häufig, dass dann Menschen vor mir stehen, die sind Mitte 20 und der Satz, der mir am meisten killt, ist dann Danke, Herr Sigl für eine schöne Kindheit. Viele junge Leute sagen, dass sie wegen einem Bergdoktor einen medizinischen Beruf ausüben, dass das Inspiration war. Und die Geschichte war dann, glaube ich so, dass wir mit der Figur der Lilly auch so einen Catcher gehabt haben für die jungen Leute. Da haben sie sich super identifizieren können und so hat sich das auch so entwickelt. Spannend. Auf einmal waren die Jungen da. Das war ganz gut.
Lisa Prantl: Ja spitze. Vor allem, wenn Sie dann Medizin studieren, ist in Tirol ja ein bisschen ein Mangel an Kassenärzten. Ganz so ist es nicht das Leben von Martin Gruber und das Leben vom Tiroler Kassenarzt.
Hans Sigl: Ja, ja, das ist natürlich, wir sind immer noch eine Fiktion und keine Doku, aber das Interessante ist, dass Menschen... Die das Schauen, halt oft auch im Spaß irgendwie sagen, mein Gott, so ein Arzt hätte ich auch gern und so. Also das Verlangen nach dieser Ruhe nach dieser Zeit, die wir zeigen mit dem Patienten, ist in der Realität eben nicht gegeben. Das weiß man ja, dass ein Arzt in Innsbruck oder in München oder wo auch immer halt keine Zeit hat für den Patienten. Und das schlägt da immer durch. Wir kriegen Zuschriften von Menschen, die aufgrund einer Bergdoktorfolge herausgefunden haben, dass der Schwager, die Tante, der Onkel oder der Bruder eine spezielle Krankheit hatten, eine seltene Krankheit hatten, die wir behandelt haben. Und dann haben gesagt, ach so, jetzt weiß ich gar nicht, was das ist. Also dann haben wir gesehen, einen Bergdoktor gesehen und dann haben wir den Arzt gesagt, ja versuchen wir auf das zu testen. Und dann war es dann das zum Beispiel. Also es ist echt crazy, was da teilweise passiert.
Lisa Prantl: Was ich dich jetzt unbedingt noch Fragen möchte für diesen Hörausflug was ist denn dein geheimster Geheimtipp für Tirol?
Hans Sigl: Wohin würdest du uns mitnehmen für den Hörausflug? Schau, das ist eine tolle Frage, aber es ist eine schwierige Frage, denn ich kenne Tirol vom Unterland bis zum Oberland. Und mir ist gerade gestern passiert mit einem Kollegen, der jetzt bei uns neu gestartet ist, erster Drehtag Von ihm, also zweiter Tag von ihm, es war frei, er sagt, was soll ich denn tun?
Dann sag ich, geh einfach zu dir raus und du wirst das Richtige finden. Das hat der leider an Bewegungsmangel geleitet, er mag nicht e-biken, er mag nicht wandern. Die Gondel hat ihn dann auch nicht interessiert also ist er im Hotel geblieben und mein Tipp ist, in sich reinzuhorchen weil es ist egal, wo man hingeht es ist einfach irrsinnig schön. Tirol ist einfach Wahnsinnig schön. Und ich glaube, das ist auch der Grund, warum ich da so lange bin und sein darf. Und das Spannende finde ich tatsächlich, sich zu fragen, worauf habe ich Lust und wo siege ich und wo gehe ich hin und man sieht immer, was ist so eigentlich schon eine meditative Geschichte. Das Tolle an Tirol ist, glaube ich, dass man Was man draußen sieht, in sich auch entdeckt Oh, das war jetzt so philosophisch Oh, der war gut. Der ist doch so. Also ich meine es ernst. Total.
Lisa Prantl: Also ich jedenfalls mitnehme, wenn man da vorher in sich hineingeht wo man hin will, dann wird es einem auf jeden Fall Spaß machen, weil dann macht man das, was man in dem Moment braucht.
Hans Sigl: Ja, genau. Absolut.
Lisa Prantl: Und du, wenn der Bergdoktor irgendwann vielleicht vorbei ist, kommst du dann zum Urlaub nach Tirol?
Hans Sigl: Ja, auf alle Fälle. Also ich habe das Gefühl, ich bin ja schon mehr Tiroler als sonst irgendwas. Ich bin in der Steiermark geboren, zehn Jahre aufgewachsen, dann war ich lang in Vorarlberg und dann kam Tirol und ich habe das Gefühl, ich bin eigentlich Tiroler. Wahltiroler, Das klingt auch schon komisch. Jetzt wohne ich eigentlich seit 20 Jahren, das halbe Jahr in Deutschland am Ammersee mit meiner Familie und das halbe Jahr bin ich da. Das ist untrennbar auf alle Fälle. Ich freue mich eigentlich, also ich freue mich jetzt nicht, dass der Bergdoktor irgendwann zu Ende ist. Aber ich glaube, ich freue mich, dass die Zeit, wenn er dann mal vorbei ist, dass ich dann in Tirol sein kann und tun kann, was ich will und wirklich alles mir nochmal anschauen und ein bisschen mehr Freiheit habe, dass ich die Zeit habe, das alles noch genau zu erkunden.
Lisa Prantl: Und letzte Frage, jetzt warst du so lange in den Bergen Tirols für die Arbeit zu Hause und dieser große Erfolg den du hast, bringt dir sicher auch die Qual der Wahl, was man als nächstes machen will. Wo würdest du denn hinziehen zum Arbeiten? Was wäre ein Traum von dir?
Hans Siegl: Das ist so eine Frage wie, was ist der nächste, was ist der Traumrolle oder so, was würdest gerne spielen? In meiner Zeit, seit ich den Beruf mache, hat sich das immer so ergeben. Also es sollte dann immer so sein, was dann kommt und da möchte ich mir gar nicht vorgreifen. Mir wird es dann irgendwo hinbringen, wo ich irgendwas zu tun habe und dann ist es wieder genau der richtige Ort. Da überlegt man sich immer, ich würde gerne mal einen internationalen Film drehen. Den kann man aber auch in Tirol drehen also ist ja nicht so, dass keine internationalen Leute, Kollegen nach Tirol kommen und da arbeiten. Bisschen was Exotischeres. Komischerweise seit langer Zeit habe ich eine Idee, ich müsste irgendwann mal in Finnland einen Film drehen. Ich weiß nicht warum, so diese Hemisphäre würde mich mal interessieren. Island, Finnland, mal ein bisschen was Knackigeres.
Lisa Prantl: Es wäre sicher sehr spannend und sehr schön. Wir tragen das ins Internet hinaus. Finnland, Island, Hans Sigl wäre dabei. Ich danke dir für dieses tolle Gespräch und für deine Zeit.
Hans Siegl: Sehr gern, sehr, sehr gern. Und da gibt es ja noch eine Kamera und die filmt durch uns durch auf den WK, den Wilden Kaiser, der unser heimlicher Hauptdarsteller ist und für uns also für mich zumindest, ein unfassbarer Kraftort ist. Und es ist jeden Tag, schaut der anders aus. Und man muss dem einmal danken, dass er uns so die Kraft herüber schiebt. Und uns so ein bisschen beschützt vielleicht auch. Weil es hat schon viel mit ihm zu tun, auch mit dem Berg da, der direkt so droht. Die wollten am Anfang in der zweiten Staffel Wollten die bei der Praxis an der Seite, wollten die eine Glaswand einziehen und oben einen OP-Saal reinbauen, weil da noch nicht klar war, ob der Grube r vielleicht doch noch operierend vor Ort und dann hätte man einen OP gehabt mit Blick auf den Wilden Kaiser. Man hat sich dann von der Idee verabschiedet, weil man dann eben diese Geschichte mit Kahnweiler und der Klinik gebaut hat. Aber vielleicht sollte man das noch mehr angehen oder so. Stell dir vor, da vorne ein OP und Gruber operiert am Gehirn und dahinter sitzt der Wilden Kaiser.mIch meine, mehr könnte selbst die Tirol Werbung nicht mehr in eine Serie reinbringen.
Kaus Brunner: Ja, mehr muss ich sagen, wäre mir jetzt wirklich auch nicht eingefallen.
Lisa Prantl: Ich glaube, es war ganz gut, dass Sie sich dagegen entschieden haben, obwohl er ja wirklich alles kann, der Martin Gruber. Jedenfalls hat uns Hans Sigl für unsere Kategorie Kurioses und Merkwürdiges zum Schluss noch ein Schmankerl geliefert.
Hansl Sigl: Also Taxifahrer haben Geschichten erzählt, dass Leute zu den eingestiegen sind und gesagt haben, müssen zum Dr. Gruber. Und der Taxler sagt, was Dr. Gruber kennen kann, ja doch, der wohnt da, und dann haben sie es irgendwie gesagt, und dann geht es da hin und so, und dann haben gesagt, wie, das ist ja, der wohnt da gar nicht echt, und das war am Anfang ein bisschen Irritation. Drüben in Going, Gasthof Wilder Kaiser von der Susanne Dreiseitl , da wohnt ja, ist ja ein Privathaus da ist ja nichts drin, irgendwann, glaube ich, Vierte fünfte Staffel hat er doch ein Schild draußen hingeschrieben ist ein Privathaus, weil Leute reingegangen sind und wollten ein Bier kaufen und es gab so ein paar so absurde Verwechslungen wo Fans am Anfang nicht ganz gecheckt haben, dass das eigentlich nur Fiktion ist. Mittlerweile klappt es eigentlich ganz gut, dass sie es verstanden haben.
Klaus Brunner: Es ist auch wirklich fantastisch gemacht. Und das muss man auch sagen, eigentlich ein großes Kompliment an die ganze Produktion, wenn Realität und Fiktion für manche Fans wirklich so nah beieinander sind.
Lisa Prantl: Inzwischen ist es sicher kein Geheimnis mehr, wo rund den Wilden Kaiser die Drehorte sind. Ihr könnt diese besuchen und teilweise sogar im Rahmen von Führungen besichtigen. BesucherInnen können an geführten Wanderungen zu den Drehorten gelangen. Im Angebot gibt es aber auch E-Bike-Touren und sogar in der Pferdekutsche oder im Traktor wird man ganz nah ans Set kutschiert. Ja
Kaus Brunner: Ja so mancher Drehort hat wirklich eine immense Bedeutung für die Fans. So gibt es zum Beispiel die Goinger Kirche, die Sie aus dem Fernsehen kennen. Und es sind nicht wenige, die gerade deswegen, also nur wegen der Bergdoktor-Serie, in dieser Kirche heiraten wollen.
Lisa Siegl: Und wahrscheinlich auch wegen der traumhaften Kulisse. Hans Sigl selbst hat übrigens auch in Elmau geheiratet. Auf der Rübezahl Alm auf knapp 1200 Metern soll er seine Hochzeit gefeiert haben. Ob seine Figur der Martin Gruber in der Serie bald heiratet und die nächste Traum-Hochzeitslocation liefert, das hat er uns ja leider nicht verraten.
Klaus Brunner: Ja, wie wird es wohl in der nächsten Staffel weitergehen? Es bleibt spannend.Bis dahin gibt es regelmäßig Fantage und die sind über die Zeit ganz schön gewachsen. Im September findet dann auch das Bergdoktor Bergfest statt. An beiden Tagen gibt es die Gelegenheit, die Schauspielerinnen und Schauspieler live zu erleben.
Lisa Prantl: In der Region wird aber natürlich über den Bergdoktor hinaus für Natur, Kultur und Sportfans noch sehr viel mehr geboten. Alle Infos, was ihr rund den Wilden Kaiser erleben könnt, haben wir für euch natürlich in den Shownotes verlinkt.
Klaus Brunner: Und wer jetzt noch mehr über den Bergdoktor wissen will und wie der eigentlich nach Tirol gekommen ist, wir empfehlen euch unsere Hörausflug-Episode von Bergdoktor bis Bollywood. Darin erzählt der ehemalige Chef der Tiroler Filmkommission, Johannes Köck, wie er den Dreh unter größtem persönlichen Einsatz nach Tirol geholt hat.
Lisa Prantl: Ja, und damit sagen wir ‚Servus‘. Das war es vom heutigen Hörausflug. Wir hoffen es hat euch genauso viel Spaß gemacht wie uns. Vielen Dank fürs Zuhören.
Klaus Brunner: Wir freuen uns, wenn ihr auch beim nächsten Hörausflug wieder mit dabei seid.
Neuer Kommentar