Ski selbst bauen – zu Besuch bei Spurart in Innsbruck
Shownotes
Wie entsteht ein Ski von Hand? Lisa und Klaus besuchen die Ski-Manufaktur Spurart und tauchen ein in eine Werkstatt voller Holz, Stahl und Herzblut. Peter Pfeiffer erklärt, warum Skibauen mehr ist als Technik – es ist Leidenschaft, Kreativität und ein Stück Tiroler Identität. Wir erleben, wie individuelle Designs entstehen, was „abkristeln“ bedeutet und warum sogar Novak Djokovic einen Tiroler Ski besitzt. Ein Podcast für alle, die vom selbstgebauten Ski träumen, der dann wirklich nachhaltig ein Leben lang hält.
Spurart https://www.spurart.at/
Peter Pfeiffer https://www.spurart.at/ueber-uns/
Michi Freimann https://www.spurart.at/ueber-uns/
Ski Alpinismus am Arlberg (St. Anton) https://www.stantonamarlberg.com/de/winter/skifahren/geschichte-des-skifahrens
Matthias Zdarsky https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Zdarsky
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Spurart-MIX-02
Lisa Prantl: Hörausflüge, der Tiroler Reisepodcast.
Ja, so klingt das, wenn Skikanten zum allerersten Mal angeschliffen werden.
Klaus Brunner: Ja, das schaut ganz, ganz leicht aus, wenn Peter Pfeiffer das macht. In Wahrheit ist es eine Kunst.
Lisa Prantl: Ja, die Funken sind richtig geflogen in der Werkstatt. Wir haben zu Besuch sein dürfen in der Skimanufaktur Spurart.
Klaus Brunner: Genau und dort kann man sich seine eigenen Skier oder sein eigenes Snowboard bauen.
Herzlich willkommen zu diesem Hörausflug. Mir gegenüber sitzt Lisa Prantl.
Lisa Prantl: Und wie immer mit dabei Klaus Brunner aus der Tirol Redaktion. Ja, also ich muss sagen, Klaus, ich habe unglaublich viel über Ski gelernt. Übers Skifahren und es war einfach richtig cool, in dieser Werkstatt mal ein bisschen Zeit zu verbringen, oder?
Klaus Brunner: Wenn man da reinkommt in die Werkstatt natürlich stehen überall Bretter verschiedene Hölzer und große Maschinen herum. Aber was mir besonders ins Auge gestochen ist, das waren diese schönen Designs. Diese Skier und Snowboards, die haben ganz schöne Holzeinlegearbeiten drauf, also wirklich ganz speziell.
Lisa Prantl: Ich habe zum Beispiel nicht gewusst warum Skibauen so etwas Emotionales ist und, dass der erfolgreichste Tennisspieler aller Zeiten einen Ski Made in Tirol zu Hause stehen hat.
Klaus Brunner: Wie es dazu gekommen ist, erzählt euch Peter Pfeiffer selbst.
Lisa Prantl: Lieber Peter, vielen Dank, dass wir hier in deiner Werkstatt sitzen dürfen und dich alles zum Thema Skifahren und Skibauen fragen können. Und weil wir das immer so machen bei den Hörausflügen starten wir mit dem Dialektwort für diese Episode. Und für dich haben wir uns ausgesucht. Wir fragen dich jetzt, ob du es kennst, aber wenn du weißt, was das bedeutet, nicht verraten, weil das verraten wir erst am Ende der Episode.
Und zwar heißt das abkristeln. Sagt dir das was?
Peter Pfeiffer: Ja.
Lisa Prantl: Ist ja klar, weil du bist Skiprofi, wie wir dich jetzt einfach nennen.
Peter Pfeiffer: Ja, und in Tirol aufgewachsen, da sagt einem das schon was.
Lisa Prantl: Da weiß man, was das ist.
Klaus Brunner: Sind wir gespannt, ob es auch unsere Hörer und Hörerinnen wissen.
Lisa Prantl: Genau. Lasst uns gerne wissen, wenn diese Frage zu einfach war, schreibt uns in die Kommentare unbedingt, dass das eh jeder weiß.
Wie bist du denn dazu gekommen, dass du einen Workshop, eine Werkstatt aufmachst, wo sich jeder und jede selbst ein paar Ski zusammenzimmern kann?
Peter Pfeiffer: Ehrlich gesagt war das nicht meine Idee, sondern von meinem Partner, dem Michi Freimann. Der hat das in Deutschland gesehen, der kommt selber aus Bayern, ist nach Innsbruck zum Studieren gegangen.
Wir haben uns kennengelernt auf einem Tourstopp beim Skitesten und da hat er mir diese Idee unterbreitet und hat mich dann gefragt, ob ich ihm helfen kann. Und nach einigen Bieren haben wir uns dazu entschieden und jetzt sitzen wir da 15 Jahre später und es ist eine schöne Firma daraus entstanden.
Lisa Prantl: Wenn du vorher Skitester warst und jetzt Ski baust, kannst du mir sicher meine drängendste Frage jetzt beantworten. Was macht eigentlich einen "scheiß" Ski aus?
Peter Pfeiffer: Ja, prinzipiell ist es alles Geschmackssacke, wie beim Essen auch, sage ich immer. Dem einen schmeckt das Schnitzel in dem Lokal hervorragend, der andere findet es grausig. Das ist, wie es auch gewürzt wird. Prinzipiell kann man beurteilen, wie ein Ski aufgebaut ist. Und je nachdem wie qualitätsvoll der aufgebaut ist, dann ist auch ein Ski hochwertig.
Also es gibt heutzutage wenig schlechte Ski sage ich mal so. Natürlich, wenn ich einen Ski um 100, 200 Euro im Sportfachhandel kaufe, dann wird der Holzkern nicht ein Holzkern sein, sondern dann ist das halt geschäumt und einfach ein U-Profil, das mit Schaum aufgeblasen wird und Belag und Kanten draufgeklebt.
Das ist natürlich nicht so toll zum Fahren wie ein Ski, der mit einem Eschenholzkern in Sandwich-Bauweise von uns liebevoll von Hand laminiert wird. Das ist einfach anders zu fahren.
Lisa Prantl: Die Holzkerne haben wir uns ja vorher schon anschauen dürfen bei dir und haben gestaunt, wie dieser Ski eigentlich immer noch ausschaut im Kern, den sehen wir ja selten, wie diese alten historischen Ski die man auf den alten Bildern sieht.
Klaus Brunner: Ja, aber ich frage mich vor allem, weil Ski bauen, das ist ja nichts, was man einfach so kann. Wie hast du das gelernt? Woher kannst du das?
Peter Pfeiffer: Prinzipiell haben wir nur gewusst, wie Skifahren geht und wie sich ein Ski anfühlt, wenn man durchbiegt und wie ein Radius ausschaut und wie ein schöner Skishape ausschaut. Und den Rest haben wir uns eigentlich selbst erarbeitet.
Michi hat da ein Praktikum gemacht und dann haben wir probiert, Ski gebaut, eingestampft, probiert, Ski gebaut, eingestampft. Und das ist auch nach wie vor das Schöne an unserem Beruf, dass alle diese Ski, die wir da konzipieren… Wir haben inzwischen eine Shapepalette, die eigentlich 99 Prozent den Markt abdeckt. Also vom Riesenslalom-Rennski bis zum Splitboard, alles dabei.
Und das Schöne ist, dass wir das ja immer weiterentwickeln können und auch uns die Zeit herausnehmen, das testen zu gehen und somit auch uns immer verbessern.
Klaus Brunner: Aber jetzt einfach so mit Trial and Error sage ich mal, probieren und probieren. Wie lange hat das gedauert, bis ihr dann mit dem Ergebnis zufrieden wart?
Peter Pfeiffer: Überraschenderweise waren auch die ersten Ski schon fahrbar. Wo wir uns sicher sehr viel weiterentwickelt haben, das ganze Designthema, die Materialien sind andere geworden. Der Schliff ist auch beim Ski sehr ausschlaggebend. Das wissen ganz viele nicht. Die fahren die ganze Saison den Ski, den nehmen sie aus der Garage raus und stellen ihn dann wieder so rein und fahren den 30, 40, 50 Mal.
Jeder, der sich mit dem Skibau und mit dem Skifahren ein bisschen mehr beschäftigt weiß, dass ein gut gewachster, gut geschliffener, die Kante, dass das alles sehr Sinn macht, weil nur dann, wenn das alles gut geschliffen und gepflegt ist, dann fährt auch der Ski so, wie er fahren kann. Natürlich muss auch die Bindung und der Schuh dazu passen. Und ja, ein bisschen Skifahren üben ist auch nie schlecht.
Lisa Prantl: Ja, an das denke ich ja eher, wenn ich mir vorstelle selber am Ski Hand anzulegen, also selber Ski bauen ist ungewöhnlich, aber das so... Ich kann mich gut an meinen Papa erinnern, der im Keller mit dem Bügeleisen die Ski alle gewachselt hat, also so ein bisschen Liebe braucht jeder Ski und so ein Ski wie eurer der hält dann auch, habe ich schon gehört von dir, ein Leben lang?
Peter Pfeiffer: Eigentlich schon. Ein Ski kommt aus dem Pressvorgang nie ganz plan heraus. Und somit muss man den Ski bearbeiten am Belag und an der Kante. Wir machen das natürlich von Hand. Die Industrie hat keine Zeit das von Hand zu machen. Sprich da wird der Ski dann durch den Computer gelassen und der wird einfach runterradiert.
Und je mehr man von der Seite, von der Kante und vom Belag wegnimmt, desto weniger oft kannst du dann im Skileben den Ski schleifen beziehungsweise die Kante schleifen. Und dadurch, dass wir das vorsichtig von Hand machen, ist die Skikante viel dicker, der Belag noch viel dicker Und somit, wenn man den dann schleifen will, kann man viel öfter schleifen und so mitunter dann ein Leben lang.
Was natürlich nicht unser Sinn ist. Wir wollen natürlich, dass man den Ski auch dann ordentlich fährt und öfter zu uns kommt und mehrere Ski baut. Aber es gibt ja eben eine große Anzahl an verschiedenen Skiern. Es kommen also einige Leute zu uns und bauen dann einen Tourenski, wenn sie schon einen Pistenski gebaut haben oder ein Splitboard oder wie auch immer.
Wir haben also sehr viel Wiederholungstäter. Wenn man mal ein bisschen eingetaucht ist und die Scheu verloren hat vom Selberbauen, das ist eigentlich echt lässig. Man fährt den Ski mit anderen Augen.
Klaus Brunner: Du hast es ein bisschen so angedeutet, aber was würdest du sagen, was sind das für Menschen, die zu euch kommen oder was motiviert sie?
Warum baut man sich eigentlich seinen eigenen Ski sein eigenes Board?
Peter Pfeiffer: Ich würde sagen, der Großteil sind schon Menschen, die irgendwie Wert legen auf individuelles Design, also ganz viel geht über dieses Design-Thema. 90 Prozent unserer Oberflächen sind irgendwelche netten Holzfurniere, die man verschieden bearbeiten kann, mit Lasergravuren, mit Intarsienarbeiten, wo man verschiedene Hölzer ineinanderlegt. Da kann man wirklich Kunstwerke daraus kreieren.
Ansonsten ist es eigentlich querbeet. Es ist vom Studenten über einen Uniprofessor über einen Arzt. Ganz viel natürlich sind das so oft Geschenke für Skiliebhaber, weil man weiß, das sind runde Geburtstage. Wir haben auch Hochzeitspaare schon gehabt.
Lisa Prantl: Ja, du hast schon erwähnt die unterschiedlichsten Menschen kommen hierher, um Ski zu bauen.
Ich habe gelesen, teilweise reisen sie auch von sehr, sehr weit weg an, aus Japan oder Neuseeland. Wie läuft es dann ab, wenn sie bei euch ankommen? Wie wird der Ski eigentlich gebaut? Wie ist der Workshop?
Peter Pfeiffer: Prinzipiell ist vor dem Workshop, es passiert einiges. Die Leute melden sich bei uns über die Homepage an, da stehen die Termine online und dann bekommen sie bei uns einen Platz reserviert und dann bekommen sie von uns die Unterlagen geschickt, wie das eigentlich abläuft, weil viele können sich relativ wenig darüber vorstellen und da werden sie gut gebrieft. Also wie diese Tage ausschauen, wann das beginnt. Unter anderem ist dann auch das ganze Design-Thema beschrieben und auch die Shape-Palette wird mitgeschickt. Und da müssen uns die Kunden dann auch ein paar Fragen beantworten, sprich die schicken uns dann zurück, wo unter anderem drinsteht: Wie viel wiege ich? Wie groß bin ich? Was sind meine Vorlieben? Was fahre ich für Ski? Wie oft fahre ich Ski? Was habe ich für einen Skischuh? Was war mein Lieblingsski? Sodass wir uns ein bisschen vorbereiten können und dann werden die Kunden von uns persönlich angerufen und dann macht man mit ihnen quasi den Shape aus und das Design aus.
Design geht dann weiter an unsere Designerinnen, mit denen wird man dann öfters noch Kontakt haben, weil man da hin und her schicken muss und das zeichnen muss etc. Aber prinzipiell wird das alles telefonisch vorab so ausgemacht, dass wir das vorbereiten können. Also man kann sich nicht bei uns anmelden und sagen, möchte morgen kommen, bauen wir irgendeinen Ski.
Wir machen auch nichts im Vorfeld quasi, weil das ist ja genau das, dass wir den individuellen Ski bauen, dass wir wirklich auf das alles eingehen. Ja, und dann kommt man zu uns in den Kurs und dann ist es so, dass da zwei Leute von uns da sind, die diesen Kurs leiten und acht Gäste. Und dann wird jeder Schritt besprochen, erklärt und dann abgearbeitet und am Nachmittag wird dann laminiert.
Und dann kommt der Ski über Nacht unter Druck in den Ofen. Und am nächsten Tag schneidet man ihn dann aus. Und dann bleibt der Ski aber noch bei uns, der ist zwar fertig, aber noch nicht fahrfertig. Dann ist es bei uns noch so, dass man dann in den Tagen darauf, sage ich mal, kommen dann Lasergravuren drauf. Man lässt den Ski nochmal imprägnieren, lässt den noch ein, damit wir ihn nachher Belag schleifen können, Kanten schleifen können, Bindungen montieren können, Fälle zuschneiden können, je nachdem was die Leute wollen. Und dann kommen entweder die Leute zu uns, den Ski abholen oder wir schicken den Ski hinterher.
Klaus Brunner: Wir haben es nicht genau herausgefunden, aber es dürften ungefähr 2000 Paar Skier sein, die ihr inzwischen produziert habt. Ist das richtig?
Peter Pfeiffer: Das habe ich noch nie nachgerechnet. Habe ich noch nie gezählt, muss ich ehrlich sagen. Aber es sind viele Paar Ski, die durch unsere Hände gegangen sind.
Klaus Brunner: Der berühmteste Besitz Ist ein Tennis Superstar.
Kannst du mir kurz erzählen, wie es dazu gekommen ist?
Peter Pfeiffer: Das ist über die Tirol Werbung gekommen, da war ein Trainingslager da und Novak Djokovic hat dann von der Tirol Werbung einen Ski von uns geschenkt bekommen. Er hat sich riesig gefreut, es war eine nette Übergabe für uns natürlich auch toll, er hat uns auch namentlich erwähnt und so.
Ich glaube, er ist ihn bis jetzt noch nicht gefahren, weil er darf, glaube ich, rein versicherungstechnisch nicht Skifahren, aber er hat auf jeden Fall eine Gaudi gehabt. Wir haben da so eine schöne Intarsienarbeit mit einem Tennisschläger drauf gemacht und er hat sich sichtlich gefreut und natürlich war das für uns auch lässig.
Klaus Brunner: Ja dann warten wir hart darauf, dass Novak Djokovic endlich in Pension geht, oder?
Peter Pfeiffer: Ja.
Lisa Prantl: Ja, bevor wir weitermachen, es gibt bei uns eine Kategorie die heißt Gschaftlhuberzeit. Das hat sich der Klaus überlegt. Wenn man das nicht kennt, was ein Gschaftlhuber ist, bei uns in Tirol, das ist sowas wie ein Schlaumeier und da überlegen wir uns immer etwas Wissenswertes oder Merkwürdiges für unsere ZuhörerInnen.
Und heute geht es natürlich um die Ski. Und Peter, weißt du eigentlich, wie lange wir Menschen schon auf Skiern unterwegs sind?
Peter Pfeiffer: Mah, ich glaube, der Arlberg, Sankt Anton, kührt sich da immer selbst dazu, die Wiege des Skilaufs, dass er das erfunden hat. Böse Zungen behaupten in irgendwelchen anderen Ländern haben die Leute schon auch früher mit Ski probiert. Eigentlich aus einer Not heraus, damit sie nicht versinken im Winter, dass sie gehen können. Also eine Mischung aus Schneeschuh und Skiwandern, um Heu und solche Sachen herumzutragen. Ich glaube, genau jetzt weiß ich nicht wer, aber irgendwie so.
Ist das alles passiert und der Arlberg ist natürlich ein Vorreiter, was den klassischen Skilauf wie er heute existiert betrifft. Aber ich glaube, dass in anderen Ländern auch Ski als Hilfsmittel erfunden wurden.
Lisa Prantl: Und zwar vor 10.000 Jahren schon. Also in Russland, China und Skandinavien glaube ich hat man dafür Belege gefunden und der älteste komplett erhaltene Ski ist 7.200 Jahre alt.
Peter Pfeiffer: Wahnsinn!
Lisa Prantl: Also du bist da in einer Dynastie der Skibauer, die es seit 10.000 Jahren gibt. Wie fühlt sich das an?
Peter Pfeiffer: Unglaublich. Jetzt fühle ich mich schlagartig älter. Ich weiß nicht, ob das gut ist.
Klaus Brunner: Naja, du schaust jung aus. Aber St.Anton hast du schon erwähnt. Es wird auch genannt die Wiege des alpinen Skisports und es ist auch eine interessante Anekdote wie eigentlich die Skier dort hingekommen sind. Nämlich in den 1880er Jahren, da ist der Arlbergtunnel in Tirol gebaut worden und da gab es einen norwegischen Ingenieur und der hat eben, heute würde man sagen Langlaufskier, schon besessen damals und ist anscheinend der Legende nach damit regelmäßig in die Arbeit gekommen. Und ein bisschen später dann 1901 wurde der erste Skiclub am Arlberg gegründet.
Lisa Prantl: Als Fact habe ich noch die Schuss Boom Technik herausgesucht. Sagt dir das was?
Peter Pfeiffer: Ja, das hat es bei uns im Kindesalter geheißen.
Lisa Prantl: Echt?
Peter Pfeiffer: Ja, das ist Schuss Boom, fahren die, die geradeaus runter und nachher bremsen nicht können und sich halt auf dem Hosenboden niederlassen, um stehen zu bleiben.
Lisa Prantl: Stimmt außer man kristelt ab, oder wie sagt man? Ja, ich habe gelesen, also die Skibindung, wie wir sie auf den Bergen brauchen, im steilen Gelände ist erst Ende des 19. Jahrhunderts von Matthias Tusky erfunden worden. Und vorher gab es eigentlich keinen Weg, mit dem Ski abzuschwingen. Man musste sich auf den Popo fallen lassen, um zu bremsen.
Klaus Brunner: Ja, natürlich geht es weiter bei uns mit dem Thema Skifahren.
Es ist ja nach wie vor eine große Faszination einfach für viele. Und ein Grund dafür ist auch dieser sogenannte Flow-Zustand. Also es gibt wahrscheinlich wenig Sportarten, wo man so schnell in dieses Totale-Vergessen kommt. Die To-Do-Liste ist nicht mehr wichtig, die kleinen Alltagssorgen sind nicht mehr wichtig.
Man hat einfach nur die Tätigkeit an sich im Kopf. Du bist selbst auch ein begeisterter Skifahrer. Wie geht es denn dir damit?
Peter Pfeiffer: Wenn ich ehrlich bin, sehen mich die Pisten eigentlich nur deswegen noch, weil ich zwei kleine Kinder habe, denen ich das Skifahren und das Snowboarden beibringen. Ich bin eigentlich schon als Bub gern Skitour gegangen und bin eigentlich gern ein bisschen abseits der klassischen Sachen am Weg.
Weil ich viel über Skifahren rede, viel mit Leuten zu tun habe und da eigentlich am besten meine Energie wieder auflade, wenn ich eigentlich irgendwo am Berg bin und da rauf spur und dann einsam oder mit Freunden meine Spuren runterziehe, ist mir inzwischen ehrlich gesagt lieber, als stundenlang im Skigebiet die Pisten rauf und runterzufahren.
Aber ich verstehe beide Faszinationen. Es ist wirklich etwas, was einfach Spaß macht. Man ist an der frischen Luft. Die Pisten sind so gut beieinander und auch die Ski heutzutage sind so gut und einfach zu fahren, dass einfach ganz viele Menschen da sich bewegen können und Spaß dabei haben.
Klaus Brunner: Das Skifahren mit Kindern ich glaube, das ist manchmal fast so ein Anti-Flow-Zustand am Zauberteppich.
Peter Pfeiffer: Da wird man kurz einmal ausgebremst, aber es ist natürlich trotzdem nett zu sehen. Und meistens ist es ja so, dass die Kleinen extrem schnell lernen und keine Sekunde war mir da eigentlich fad, stimmt auch nicht. Ich habe dann schon hin und wieder raufgeschaut und so lässig viel Schnee und ich stehe da, aber was tut man nicht alles für seine Kinderchen.
Klaus Brunner: Aber ich finde, der Moment ist so großartig. Meiner ist jetzt acht und wenn man dann gemeinsam richtig fahren gehen kann, Das ist einfach großartig. Ich habe mir gedacht, okay, die Jahre am Zauberteppich. Nein, die Monate am Zauberteppich haben sich gelohnt.
Peter Pfeiffer: Gefühlt Jahre, aber es waren nur Monate. Ja, finde ich auch.
Lisa Prantl: Und wenn sie dann größer sind, wollen sie vielleicht ihren eigenen Ski bauen? Jetzt haben wir gehört, bei euch braucht es nicht sehr viel handwerkliches Vorwissen. Das heißt, man kann sich da drüber trauen und sich einfach mal bei euch melden.
Peter Pfeiffer: Jawohl gerne.
Lisa Prantl: Das heißt, man ist nicht nur in besten Händen, weil ihr im Team alle sehr versierte und erfahrene Skifahrerinnen und Skifahrer seid, sondern auch handwerklich steht ihr allen euren Workshop-Teilnehmerinnen zur Seite.
Peter Pfeiffer: Ja, das machen wir auf jeden Fall. Das ist das Gute bei uns. Ich sage immer, wir sind eigentlich eine nicht so klassische Firma, weil bei uns ist eigentlich eine relativ freie Zeiteinteilung Wir haben auch viele Mitarbeiter, die sind geringfügig angestellt, die machen das neben dem Studium her. Wir sind gewachsen, aber sind eigentlich immer noch eine kleine Firma, aber alle vereint, dass wir eigentlich alle gern am Berg sind.
Man sieht das auch manchmal zu meinem Leidwesen, weil ich oft dann allein da bin und arbeite, wenn es frischen Schnee hat, dass eigentlich alle Mitarbeiter draußen sind. Aber es gehört dazu und es gehört zu so einer Firma dazu. Und somit ist auch das ganze Umfeld, das wir da haben, sehr ein freundliches, amikales Umfeld. Und das übertragt sich natürlich auch diese Freude am Skifahren und die Freude an der Arbeit an sich auch, auf unsere Kunden, die ja auch quasi am Wochenende da stehen und arbeiten.
Es ist nicht so, dass das Skifahren nicht anstrengend ist. Also Samstag ist ein anstrengender, langer Tag. Haben auch manchmal die Leute danach gesagt, haben sie sich nicht so vorgestellt, aber sind dann trotzdem mit einem Grinsen raus, weil es dafür steht.
Lisa Prantl: Und an diesen langen Workshoptagen ist sicher das eine oder andere Hopperla auch schon passiert. Was hast du da noch für Anekdoten für uns auf Lager?
Peter Pfeiffer: Was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist ein Pärchen aus Australien. Die sind extra angereist dafür und haben bei uns Ski gebaut. Und da ist wirklich die Pumpe über Nacht verreckt. Das war eigentlich das einzige Mal, wo eine ganze Charge Ski nicht verpresst waren am nächsten Tag.
Und wir haben das sofort gesehen und haben gesagt, es tut uns leid und haben das halt erklärt wie das passiert ist und haben da gleich Lösungen angestrebt. Und in dem Moment sehe ich, wie der wirklich das Wasser in den Augen steht und der ist nachher rausgelaufen, um sich einmal zu beruhigen. Sie haben zwei Tage später den Rückflug gehabt und sie wollten unbedingt den Ski selber gebaut haben.
Wir haben ihr gleich angeboten, dass wir das nachholen, dass wir den für sie bauen etc. Haben sie dann aber beruhigen können, aber es wurde ein langer Kurs dann draus, weil wir haben einfach volée angefangen weiterzubauen und haben einfach den Ski dann noch gebaut und sie haben ihn dann mitnehmen können.
Also es war kein Zweitageskurs, sondern es war dann ein Viertageskurs, aber sie ist trotzdem dann lächelnd heimgeflogen. Aber das war mitunter eigentlich das... Ja, ist mir in Erinnerung geblieben.
Lisa Prantl: Schweiß und Tränen, aber einen eigenen Ski gebaut.
Klaus Brunner: Ja, aber man hat wirklich den Eindruck, ihr tut dann alles dafür, dass das einfach dann auch klappt.
Peter Pfeiffer: Ja, das ist schon, also es ist auch für unser Gefühl wichtig. Es ist, wie gesagt, dadurch, dass man es nicht im Vorbeigehen kauft, ist es schon so, dass eigentlich eine Beziehung entsteht über dieses Wochenende, weil man einfach viel redet und viel miteinander macht. Auch die Kursteilnehmer untereinander ist so, soweit wir das auch überblicken können, die tauschen Nummern aus, schicken sich gegenseitig Fotos.
Es ist ein ganz eigenes Feeling, das da entsteht. Ich habe mir das am Anfang nicht so gedacht. Ski bauen ist anscheinend etwas ganz Emotionales. Es war mir nicht bewusst, ich habe mir gedacht Skifahren gehen und Skitour gehen ist was Emotionales, aber Skibau ist sehr viel mit Gefühl verbunden, positiv wie negativ.
Lisa Prantl: Ja, wir sind die Auflösung des Dialekträtsels auf jeden Fall noch schuldig abkristeln, Peter?
Peter Pfeiffer: Ja, abschwingen, also bremsen.
Lisa Prantl: So einfach.
Klaus Brunner: Das war unser Gespräch mit Peter Pfeiffer von Spurart. Wenn ihr jemanden kennt, der oder die gerne mal bei so einem Skibauworkshop mitmachen will, leitet diese Folge weiter. Übrigens sicher ein guter Tipp für runde Geburtstage.
Lisa Prantl: Und wir freuen uns über jeden Kommentar und jedes Like zu dieser Episode auf unseren Social Media Kanälen visit.tirol
Klaus Brunner: Vielleicht kennt ihr Orte oder Personen, die unbedingt mal in den Hörausflügen vorkommen sollten. Lasst es uns wissen.
Lisa Prantl: Wir freuen uns jedenfalls wenn ihr auch beim nächsten Mal wieder mit dabei seid. Bis dahin.
Klaus Brunner: Pfiat enk!
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