Maximilian Riedel im Gespräch
Shownotes
Von Tirol in die Welt: In dieser Folge von Hörausflüge – Der Tiroler Reisepodcast besuchen Lisa und Klaus die weltbekannte Glasmanufaktur Riedel in Kufstein. Geschäftsführer Maximilian Riedel, elfte Generation einer legendären Glasmacherfamilie, erzählt, wie sein Großvater das moderne Weinglas erfand und warum jedes Getränk – ob Wein, Sake, Tequila oder Champagner – das richtige Glas braucht. Neben Anekdoten aus New York, Kitzbühel und der Tiroler Glasbläserei geht es um Handwerkskunst, Produktdesign, Familientradition und den weltweiten Einfluss des Familienunternehmens aus Tirol. Außerdem verrät Maximilian, wie er als Designer, Social Media Star und Genussbotschafter Weinliebhaber auf der ganzen Welt begeistert. Und was ist eigentlich ein Sunday Wine Funday? Jetzt reinhören in Hörausflüge – Der Tiroler Reisepodcast mit Lisa & Klaus!
Links:
- Glasmanufaktur Riedel
- Ausflugsziel Riedel Kufstein
- Museum Riedel Kufstein
- Maximilian Riedel
- Kleinste Stadt Österreichs
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Maximilian Riedel: Für mich ist Wein Leben, Erleben, Kommunikation, Wissen, also eine absolute Wertschätzung. Lisa Prantl: Hörausflüge, der Tiroler Reisepodcast. Ja, das sagt Maximilian Riedel. Er führt in unglaublicher elfter Generation ein Unternehmen in Tirol. Hier kommt ein Hinweis. Klaus Brunner: Lisa? So klingen sie, die wunderschönen Weingläser, die von Tirol aus in die ganze Welt exportiert werden. Lisa Prantl: Ja, und unser heutiger Gast erzählt uns, warum er auf dem Wakeboard Champagner serviert, warum man für jeden Wein das richtige Glas braucht und wie in Tirol das moderne Weinglas erfunden wurde. Klaus Brunner: Ja hallo und herzlich willkommen zu diesem Hörausflug nach Kufstein zu Riedel Glas. Mein Name ist Klaus Brunner. Lisa Prantl: Und ich bin Lisa Prantl. Hören wir rein. Klaus Brunner: Hörausflug zu Riedel Glas in Kufstein. Lisa, wir waren jetzt soeben in der Fabrik. Das schaut wirklich nach Knochenarbeit aus. Heiß ist es, die Öfen leuchten sozusagen und eben viele Männer arbeiten daran, wunderschöne Gläser zu machen. Lisa Prantl: Ja, es ist sehr spannend, da zu sehen, wie das Glas von Null entsteht. Einen bunten Dekanter haben wir gesehen beim Entstehen und jetzt haben wir einen ganz besonderen Gast, denn seine Familie hat hier in Tirol eigentlich revolutioniert, wie wir auf der ganzen Welt Wein trinken. Herzlich willkommen und vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, Maximilian Riedel. Maximilian Riedel: Danke vielmals. Klaus Brunner: Also wir starten oft mal mit einem kleinen Dialekt-Quiz und ich habe den Eindruck gehabt, wenn man den Männern da unten zuschaut, es sind eigentlich nur Männer, keine Frauen, die da gearbeitet haben. Maximilian Riedel: Auf der Bühne richtig, ja. Klaus Brunner: Ich glaube, man darf nicht potschad sein bei dieser Arbeit. Maximilian Riedel: Auf keinen Fall. Klaus Brunner: Genau, das heißt, du weißt was potschad ist. Maximilian Riedel: Auf alle Fälle. Klaus Brunner: Unsere Hörer und Hörerinnen wissen es vielleicht nicht, wir lösen das dann gleich auf. Lisa Prantl: Ja, warum ist das denn so? Warum gebt ihr gerne diesen Einblick an alle Besucherinnen und Besucher, wie ein Glas, das immer noch auch von Hand von euch gefertigt wird, entsteht? Maximilian Riedel: Weil es einzigartig ist. Das ist diese Handwerkskunst, die kurz vorm Aussterben steht. Und wir betreiben diese Schauglashütte in Kufstein nicht nur als Hobby, sondern wir produzieren tatsächlich Produkte für die ganze Welt, die sehr limitiert sind. Wir produzieren ja auch in Bayern hochwertigste Gläser auf der Maschine. Und mir ist es wichtig, dass die Leute, die hier in Tirol Urlaub machen, sich vielleicht wenn es regnet oder auch bei Sonnenschein die Zeit sich nehmen, um sich das anzuschauen. Es ist mittlerweile fast einzigartig. Das gibt es erstens mal nirgendwo in Tirol, nirgendwo in Österreich, wo eben noch von Hand Glas gefertigt wird. Die nächste Station wäre erst Murano Venedig und da ist es auch sehr limitiert. Also in dieser Größe ist es glaube ich in ganz Europa einzigartig. Lisa Prantl: Also, wenn man sich die Geschichte der Familie Riedel durchliest, dann kann man eigentlich europäische Geschichte, die ganz schrecklichen Zeiten, aber auch die schönen Zeiten miterleben. Ein Highlight der Familiengeschichte ist wahrscheinlich, wie man jetzt sagen kann, die Erfindung des modernen Weinglases hier in Tirol von deinem Großvater. Maximilian Riedel: Absolut. Das moderne Weinglas, so wie es jedes Kind zeichnen würde, so wie es meine Konkurrenz auch fertigt, wurde hier in Bleistiftform meines Großvaters angesetzt, durchdacht und ist so auf den Markt gekommen. Wir sprechen hier über die 1950er Jahre, das ist die Periode des Bauhauses Form Follows Function und das Riedel Produkt das moderne Weinglas, ist so ein typisches Bauhaus Produkt und deshalb ist es unvergänglich. Klaus Brunner: Das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, wenn es ihn nicht gegeben hätte. Würde man vielleicht meinen, immer noch aus diesen Bleikristallgläsern trinken wahrscheinlich, oder? Maximilian Riedel: Bleikristall oder nicht, aber man würde sie tatsächlich aus diesen traditionell geformten Gläsern trinken, wie der Kaiserszeit schon getrunken wurde, wo eben nicht auf das Produkt Wein bzw. Getränk der Fokus gelegen hat, sondern eher am Material Glas, schönst verziert. Sieht man auch bei uns im Museum natürlich, diesen Zeitgeist, wie sich die Gläser über die letzten Jahrhunderte entwickelt haben. Aber so wie wir jetzt genießen dürfen, das ist tatsächlich meinem Großvater zuzuschreiben. Klaus Brunner: Und eben, es ist auch besonders, dass man wirklich den Leuten bei der Arbeit zuschauen kann, wie sie die Gläser produzieren. Eben wir haben gesagt, sie dürfen nicht potschad sein bei dieser Arbeit. Also was ist potschad oder ein Potschgoggal, wenn man es noch steigern will? Maximilian Riedel: Das muss ich jetzt übersetzen? Klaus Brunner: Ja, bitte. Maximilian Riedel: Also, ja, wie übersetzt man das am besten? Nicht potschad. Ich würde es nur aus potschad übersetzen. Wie sagt man dazu auf Hochdeutsch? Klaus Brunner: Ungeschickt, oder? Maximilian Riedel: Ungeschickt. Da schau her, tollpatschig. Ich bin so ein Tiroler, dass ich, wenn ich Deutsch spreche, hauptsächlich auf Tirolerisch denke und träume, dass mir das schwerfällt. Aber die Leute, die hier arbeiten, man darf ja nicht vergessen, es ist ein Hitzejob. Das heißt, das Material, Glas, mit dem wir arbeiten, hat über 1000 Grad, da kann es sehr leicht zu schwersten Verletzungen kommen und wir haben da, Klopfe auf Holz, seit Jahrzehnten keine Probleme gehabt, weil die Leute eben erstens einmal das Talent haben, die Ausbildung haben natürlich und tagtäglich damit arbeiten. Klaus Brunner: Du hast gerade gesagt, die Familie ist jetzt schon lange in Tirol, dabei war es eigentlich ein bisschen ein Zufall, wie ihr hier gelandet seid. Maximilian Riedel: Es ist ein Zufall tatsächlich, ursprünglich aus Böhmen, aus dem Sudetenland, wir waren zwar immer Österreicher unter der Kaiserkrone, aber nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es diese interne berühmte Geschichte, wie mein Großvater Claus Riedel am Brennerpass vom Gefangenenzug abgesprungen ist und dort den Vögel Sepp besucht hat, vom Vögelsberg. Das war ein Wirt, der hat dort gelebt, der war also im Zweiten Weltkrieg im gleichen Bataillon und der hat dem Klaus geraten, falls er mal Zuflucht braucht, kann ich ihn gerne jederzeit besuchen und das hat der Claus Riedel auch gemacht und hat natürlich dann noch einen Job gesucht. Wusste ja nicht, wie es der Familie geht. Moderne Kommunikation hat es nicht gegeben. Und der Sepp hat ihm gesagt, da gibt es eine Glashütte, die Swarovskis, warum sprichst du nicht zu denen? Und so hat dann eines das andere ergeben. Klaus Brunner: Spannend. Lisa Prantl: Und wie erklärst du dir das, dass die Familie, die ja schon mal sehr erfolgreich war, dann es wieder geschafft hat, so einen großen Erfolg aufzubauen, dass da elf Generationen immer wieder diese Leidenschaft zum Glasmachen so stark empfunden haben, weil da gehört schon einiges dazu? Maximilian Riedel: Ja, das kann man sich gar nicht vorstellen, dass da so ein junger Spund wie mein Großvater, der also quasi mit den leeren Taschen neu begonnen hat und aufgrund von Talent und Fleiß hat er es geschafft. Anders als meine Vorfahren, die waren damals technisch bestens ausgestattet, aber er hat in Kufstein Fuß gefasst und hat wieder von vorn begonnen, ohne Technik, sondern wirklich von Handarbeit und das ist uns hier am Standort auch geblieben und das kann man mit nichts, das mir bekannt ist, vergleichen. Aber in der 11. Generation heißt es, dass alle fleißig waren und sind miteinander und das, was einem nie passieren darf in einem Generationsunternehmen ist, der Letzte zu sein. Und das ist so das Kreuz, das ich trage jetzt zurzeit. Nachdem ich ja der Geschäftsführer bin, möchte ich natürlich das Unternehmen genauso erfolgreich führen können und dürfen. Das geht nur mit fleißigen Mitarbeitern, um es dann in die nächste Generation zu führen. Und das ist nicht so einfach, weil die nächste Generation darf nicht nur einen Fleiß haben, sondern muss auch begeistert werden. Und diese Begeisterung versuche ich also jetzt der nächsten Generation, diesen Funkenübersprung darzustellen. Und wenn ich so meine Kinder anschaue und auch die Kinder meiner Schwester Laetizia, wir haben ja das Glück, dass wir fünf haben, die Interesse zeigen, dann freut es mich umso mehr. Lisa Prantl: Wie ist es dir selbst da ergangen? Du bist ja auf der Welt unterwegs gewesen, in Paris, in Dubai und sehr lange in New York, in so einer Weltstadt. Ich habe dich gesehen in der Martha Stewart Show auf YouTube. Maximilian Riedel: Richtig ja. Lisa Prantl: Unglaublich spannend. Wie hat dich das geprägt? Maximilian Riedel: Also zuerst Mal war ich nie ein sehr guter Schüler. Und ich war immer fasziniert von Learning by Doing. Also man muss es selbst erlebt haben. Wir haben kurz vorher darüber gesprochen, Wein zu ernten hat mich begeistert. Dann habe ich hier am Standort Kufstein im Alter von zwölf quasi Zwangsarbeit leisten dürfen, weil ich war so schlecht in der Schule, dass der Papa gesagt hat: "Du, wenn es nicht besser wird, kommst du zu mir in die Fabrik." Und dann hat er in den Sommerferien mich einmal eine Woche arbeiten lassen und dann wurde ich plötzlich zu einem sehr guten Schüler. Dann hat er mir also immer wieder die Möglichkeit gegeben, irgendwo einen Intern zu machen, war also auf verschiedensten Weingütern unterwegs, habe in Venedig Glas schmelzen dürfen und dann irgendwann kam der Karrieresprung und mein Vater hat mir eine Tür geöffnet. Er hat gesagt, du kannst das aussuchen, entweder gehst du jetzt nach Asien oder nach USA und ich war dort gerade mal 20. Weil er gesagt hat, junge Adler müssen fliegen. Wir sind ja Tiroler Adler so wie wir da sitzen, erstens und zweitens unabhängig muss ich mir selbst was aufbauen, muss Leistung zeigen, sonst würde er mir nie die Firma übergeben, weil es gibt ja heutzutage auch andere Möglichkeiten, ein Management ins Haus zu rufen etc. Und ich habe mich für Asien entschieden. Und da war ich aber gerade 20 und dann kam irgendwann, ich habe dann Asien bereist und habe dann alle unsere Geschäftspartner getroffen und die Resonanz vom Markt war: fleißig, aber zu jung. Ganz im Gegenteil zu den USA. Und in den USA haben wir seit den 70er Jahren eine Niederlassung damals noch auf Long Island, Nähe New York. Und ich habe dort ein Büro übernommen, ein kleines Lager. Das Management hat sich kurzfristig verabschiedet und ich habe dort meine große Chance gesehen. Habe aber auch das große Glück gehabt, dass um 2000 Wein in den USA richtig zu boomen begonnen hat. Also erstens mal der Anbau, das Umsetzen, das Verständnis, die Weiterbildung und da war ich gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort. War immer schon auch in der Gastronomie interessiert, habe dort viele österreichische Unternehmer kennengelernt. Kurt Gutenbrunner mit seinem Restaurant Wallsé und viele, viele mehr. Auch der Aldo Sohm ein anderer Tiroler, hat dann nach mir dort Fuß gefasst. Also es hat sich alles so zusammengespielt. Und ich habe dann peu à peu aufgebaut, habe ein Team um mich herum aufgebaut, habe dort das amerikanische Management, den Stil übernommen und der liegt mir heute noch sehr gut, also eben die Jugend abzuholen und war sofort erfolgreich. Ich habe das richtige Produkt gehabt, ich habe die Sprache gesprochen, habe ein Verständnis für Marketing gehabt und wie gesagt, der Markt war gerade recht und habe dann in kürzester Zeit ein Millionenunternehmen aufgebaut, es sehr lange erfolgreich geführt, eben fast für 15 Jahre, bis dann der Ruf meines Vaters gekommen ist. Er möchte jetzt in die Pension gehen. Kann mir ja nichts Besseres passieren. Also ohne Kampf und ohne Auseinandersetzung zwischen Vater-Sohn-Konflikt ist das bei uns alles reibungslos über die Bühne gegangen und habe bis heute die Unterstützung meines Vaters, meiner Familie und lebe das Familienunternehmen, wie man es sich vorstellt. Klaus Brunner: Also für mich stellen sich da ganz viele Fragen gerade. Einerseits natürlich vom großen New York nach Kufstein. Und du hast auch den Aldo Sohm erwähnt, das war mein Lehrer in St. Johann in der Tourismusschule. Aber wie war das dann wirklich, von der großen Stadt New York dann wieder nach Kufstein zurückzukommen? Maximilian Riedel: Zuerst einmal der Sprung von dem kleinen Kufstein in die große Stadt New York ist mir leichter gefallen, als wie das Zurückkehren, muss ich ganz ehrlich sagen. Weil als Tiroler hast du dann Schmäh. Dann lernen wir auf der Piste. Gleichzeitig Kommunikation. Ich habe Englisch sehr früh gelernt und erlernt. Das war also alles keine Herausforderung und Leute zu begeistern, das konnte mein Vater, das konnte mein Großvater. Das Produkt ist sehr leicht zu kommunizieren und Wein bringt ja die Menschen zusammen. Also für mich der Sprung nach USA war leicht, als wie das Zurückkehren. Und Zurückkehren war ja nicht nur schwer, weil eine Veränderung des Klimas und der Größe, sondern ich habe ja auch meine Frau mit zurückgebracht. Ich habe meine Frau kennengelernt vor Ort. Die Rosana kommt ja ursprünglich aus Brasilien, sie war also die Großstadt wirklich gewohnt und wie wir zurückgekommen sind, war mir klar, mein Büro ist in Kufstein, aber leben möchte ich doch in der Nähe Kitzbühels und da leben wir bis heute, ziehen dort auch unsere Kinder groß und warum Kitzbühel? Die Gaudi, Halligalli, da ist Kitzbühel schon ganz ein besonderer Ort in Tirol, der ja auf der ganzen Welt begeistert verfolgt wird. Und wir fühlen uns sehr wohl in Tirol, wir fühlen uns sehr wohl in Kitzbühel. Klaus Brunner: Klar, guter Wein, guter Champagner. Maximilian Riedel: Alles Mögliche. Lisa Prantl: Jetzt hast du toll erklärt, wie man zum einen die Menschen von einem Produkt begeistern kann, aber zum anderen auch, wie man die Generationen von dieser Aufgabe begeistern muss, also diese Erlebnisse in Venedig oder auf Weingütern das stelle ich mir ganz besonders vor. Jetzt ist Tirol ja ein Land, in dem Familienbetriebe sehr sehr häufig sind. Gibt es da von der Familie Riedel irgendwelche Tipps und Tricks für diese Familien? Maximilian Riedel: Ein anderer Betrieb in Tirol, den wir alle sehr kennen und schätzen, ist der Stanglwirt. Und zufällig sind die auch in der 11. Generation. Und wir tauschen uns sehr gerne aus. Und wenn ich sage wir, ist es nicht nur die Familie Hauser hinterm Stanglwirt und wir, sondern insgesamt. Das ist ganz interessant, wenn man ein Familienunternehmen führt, ist man sehr offen mit anderen Familienunternehmen sich auszutauschen, weil es gibt Probleme, die sich immer wieder wiederholen. Nämlich das Miteinander oder Vater-Sohn, Vater-Tochter, Mutter-Tochter-Konflikte. Wie umgeht man die oder wie, wo gibt es die Konfrontation? Im Endeffekt führt sich alles wieder zurück auf Respekt. Ich glaube, der Respekt. Und ich habe den Riesenrespekt vor meinen Eltern, was sie geleistet haben, wie sie es geleistet haben. Und Respekt kann man sich nicht kaufen, der muss erarbeitet werden und das versuche ich jetzt gerade eben erlernt von meinen Eltern, meinen Kindern weiterzugeben. Es geht immer in beide Richtungen. Wenn die Kinder was brauchen, wenn die Kinder was wollen, dann muss es dafür auch einen Ehrgeiz geben oder man muss es sich erarbeiten. Und das versuche ich also meinen Kindern genauso beizubringen und es funktioniert bis dato sehr gut, wollen wir es nicht verschreien. Klaus Brunner: Mhm, also wenn man die Begeisterung auf Instagram zum Beispiel sieht von dir, also wenn das in der Familie so weitergeht, dann... Maximilian Riedel: Also diese Begeisterung auf Instagram, das habe ich in den USA gelernt. Und wie gebe ich das meinen Kindern weiter? Also meine Kinder haben absolutes Social-Media-Verbot, sind auch noch zu jung, aber mein zehnjähriger Sohn steht hinter meiner Kamera. Das heißt, es gibt also wenige bis kein Video auf meinem Instagram, wo nicht die Familie mitgewirkt hat. Lisa Prantl: Spannend 600.000 Menschen schauen sich das ja inzwischen täglich an. Ein Rieseneinfluss nicht nur für die Riedel Gläser, sondern auch für den ganzen Weinbetrieb auf der Welt. Maximilian Riedel: So sehe ich das auch und ich mache das auch deshalb, weil man sieht und man liest, dass der Weinkonsum zurzeit etwas rückläufig ist. Und ich verstehe es nicht, weil für mich ist Wein Leben, Erleben, Kommunikation, Wissen, also eine absolute Wertschätzung. Und deswegen versuche ich also nicht nur akribisch meine Gläser über mein Instagram zu verkaufen, sondern einfach das Weinerlebnis. Wie weit kann ich das tragen? Welche Leute hole ich ab? Ich meine, ich habe Videos, da haben acht Millionen Leute zugeschaut. Und es ist immer in Kombination natürlich Genuss, Erlebnis, Spaß und Wein. Aber man sieht mich nie alkoholisiert. Das ist etwas, was man verstehen muss. Also es geht jetzt hier nicht um, wie sagen wir, K.O.-Saufen oder so, ganz im Gegenteil. Wein gehört zum Essen. Und wenn wir über den Standort Tirol als Tourismusstandort, dann geht es ja bei uns nicht nur um den Berg, Skifahren, sondern es geht ja auch mehr und mehr um Genuss. Und ich glaube, dass die Gastronomie in Österreich, besonders in Tirol fast schon einzigartig ist. Dieses Thema Genuss wird bei uns bespielt und da gehört der Wein dazu. Lisa Prantl: Ja, jetzt haben wir schon über Tiroler Gastronomie gesprochen und über die Geschichte des Glasblasens in Tirol, aber noch viel mehr dazu erzählt uns jetzt unsere Kollegin Julia. Die Goas, die alles woas. Goas: In Tirol gibt es schon seit 1534 eine beachtliche Glastradition. Da ist nämlich in Hall die erste Glashütte gebaut worden. Wahrscheinlich, weil es zwischen Venedig und Österreich nicht ganz so gut gelaufen ist. Die Habsburger wollten damit die Venezianer ein bisschen Wasser abgraben. Bezogen aus Moranoglas natürlich. Was da und in der Hofglashütte vom Erzherzog Ferdinand II. produziert worden ist, kann man sich heute auch noch auf Schloss Ambras anschauen. Aber Glaskunst ist ja nicht nur etwas für das Museum. Das ist ja heute noch im Gebrauch. In Tirol gibt es nach wie vor viele Glasproduzenten, aber vier sind sogar international bekannt. Neben dem Riedel sind es auch noch der Swarovski in Wattens und der Kisslinger in Rattenberg. Und da muss ich jetzt eine kurze Klammer aufmachen. Rattenberg ist nämlich die kleinste Stadt in Österreich und hat nur 462 Einwohner. Selber bezeichnen sie sich als Glasstadt. Wer da mal auf den Sprung vorbeischaut, versteht sofort wieso. Und um den Nachwuchs müssen sie sich da auch keine Sorgen machen. In Kramsach gleich nebenan gibt es nämlich eine Schule, die sich ganz auf Glas und alles rundherum konzentriert. Als einzige im ganzen mitteleuropäischen Umfeld nämlich. Klammer zu. Und bevor ich jetzt wieder Lisa und Klaus weitergebe, noch schnell zum vierten Glasriesen im Bunde. Die Tiroler Glasmalerei in Innsbruck hat ihre bunten Fenster in über 4000 Kirchen weltweit einbaut. Kann also gut sein, dass man so ein Stück Tirol sogar in Südamerika findet. Klaus Brunner: Wir haben zuerst kurz darüber gesprochen, du hast viele Interessen eigentlich auch schon in Jugendtagen gehabt, aber war das wirklich tatsächlich mal eine Idee, dass du auch Weinbauer wirst, also dass du selber Winzer wirst? Maximilian Riedel: Absolut. Also mit dieser Idee spiele ich heute noch. Da gibt es eine kleine Anekdote. Mein Vater ist ja derjenige der mich an den Wein herangeführt hat. Und der hat sich tatsächlich vor vielen Jahren in der Maremma ein Grundstück geleistet, um dort im Stile der Toskana Wein anzubauen. Und er hat sich tatsächlich mit Profis umgeben, inklusive Angelo Geyer und ein paar anderen Größen aus der Weinindustrie. Und Grund und Boden hätte also die Frucht getragen, die sich erträumt hätte. Er wollte unbedingt Cabernet Franc anpflanzen. Aber das lokale Gesetz war damals so geschrieben, es darf nur Sangiovese angepflanzt werden. Und dann hat er eben diese Idee verworfen. Mittlerweile pflanzen wir dort Korkbäume. Ist kein lukratives Geschäft, aber wir lassen diese kleine Hintertür offen. Wer weiß, wer weiß. Lisa Prantl: Unsere Südtiroler Nachbarn sind ja sehr viel bekannter für ihren Wein, aber auch in Nordtirol wird Wein angebaut und Wein produziert. Was sagst du denn dazu? Maximilian Riedel: Also zuerst mal muss man sagen, über die Grenze schauen. Ich liebe Südtirol und mein Vater ist, wenn man ihn nicht findet, in Südtirol beim Radlfahren. Und der Grund ist, es ist wie Nordtirol nur eben diese Weinkultur noch etwas weitergetragen und wir kennen dort so viele Winzer und wir sind also Bestfreund mit den Winzern in Südtirol. Und in Nordtirol verfolge ich persönlich das seit fast 20 Jahren. Es gibt aber auch renommierte Häuser. Und was mich so fasziniert ist, welche Traube oder welche Trauben angebaut werden in Nordtirol. Und das kann man mit dem wertvollen Burgund vergleichen. Wir reden hier über Pinot Noir und Chardonnay. Leider ist natürlich die Menge sehr reduziert Es wird meist lokal getrunken. Was ich so mitbekomme, sind diese Ratings für die Nordtiroler Weine sehr hoch und sehr geschätzt. Aber es ist ja nicht nur Nordtirol, sondern auch Kärnten hat ja früher eine Tradition gehabt, die ist dann verloren gegangen, die ist jetzt wieder zurückgekehrt. Hat das was ausschließlich mit Global Warming zu tun? Man muss nicht alles schlecht reden. Also ich finde das großartig diese Pionierarbeit, die geleistet wird und wir unterstützen das. Wir sind also Partner mit den Winzern aus Nordtirol und ich kann nur hoffen, dass da irgendwann einmal mehr Interesse besteht. Lisa Prantl: Du rufst jeden Sonntag den Sunday Wine Fun Day aus und man kann sich da auf lustige, aber natürlich auch sehr informative Videos von dir freuen. Jetzt mit oder ohne Wein, wir waren jetzt in Tirol. Was macht denn so einen Fun Day für dich in Tirol aus? Maximilian Riedel: Als erstes Mal wie ist das Ganze entstanden? Das Ganze ist so entstanden, dass ich also am liebsten mit der Familie Wein genieße. Wie gesagt, Wein führt uns zusammen. Ab und zu laufen dir dann auch Themen über die Lippen Die du vielleicht sonst nicht ansprechen würdest, es fallen so ein bisschen die Grenzen. Und genau diese grenzenlose Freiheit verspüren, Sunday Wine Funday. Und das zelebriere ich jetzt schon seit Jahren und es gibt also wirklich eine Followship auf der ganzen Welt. Schicken mir die Leute am Wochenende Videos, was sie alles vorhaben und was denn das Nächste ist. Und die Leute sind gespannt und es gibt auch nichts Schöneres als wie diesen Sonntag mit anderen Menschen zu teilen. Klaus Brunner: Ja, das geht inzwischen so weit, für die, die das vielleicht nicht kennen, dass du zum Beispiel auf dem Wakeboard Champagner servierst. Maximilian Riedel: Jawohl das ist uns gerade vor kurzem geglückt. Es gibt ja einen Getränkevermarkter in Österreich, der weltführend ist, Red Bull, hat mich sicher inspiriert. Weil ich gelernt habe, wenn du Grenzen überschreitest, begeisterst du Menschen und mittlerweile glaubt ja jeder, was ich da aufführe ist KI, was es ja nicht ist und es wird auch nicht lange einstudiert, sondern es muss auf den ersten Ruck Zuck muss es funktionieren. Und natürlich möchte ich dabei auch meine Kinder faszinieren. Also jetzt nicht vom Wein und vom Trinken, aber von dem Spaß dabei haben. Klaus Brunner: Also wir sehen Maximilian Riedel dann bald paragleitend Wein trinken. Maximilian Riedel: Haben wir uns schon überlegt. Lisa Prantl: Also man hat das Gefühl, die Work-Life-Balance stimmt. Es ist auch Zeit für Spaß und Freude und die Familie. Und ich frage mich, neben den vielen, vielen Aufgaben, die ein Geschäftsführer von so einem großen Unternehmen hat, bist du ja auch als Designer tätig und hast, wir kennen es inzwischen alle, dass Weinglas ohne Stil erfunden, war für Auszeichnungen zum Beispiel vom Museum of Modern Arts, also einen unglaublichen Erfolg gefeiert. Wie nimmt man die Zeit oder findet man die Zeit für so einen kreativen Prozess, wann kommen solche Ideen? Maximilian Riedel: Es fängt alles an mit der Inspiration. Und die Inspiration schaffe ich mir immer von meinen Reisen. Und dann bin ich einer, das wissen die wenigsten, weil die Leute sagen immer, du isst so viel, du trinkst so viel, wie bleibst du so fit? Ich gehe jeden Tag meine 10.000 Schritte. Und es gibt nichts Schöneres, als wie in Tirol zu wandern. Rauf runter, links, rechts, egal wohin. Und diese Ideen, die ich so weltweit in mir trage, diese Inspirationen verwirkliche ich dann im Schritt. Da habe ich dann die Zeit, bin ich alleine und dann führt eines das andere zusammen und dann entsteht das Ganze hier auf dem Blatt. Wie gesagt, ich habe ein tolles Team, das mittlerweile meine Gedanken lesen kann und so entstehen dann neue Produkte. Man muss nicht immer, aber doch meistens Glück gehabt, erfolgreich sein, aber man probiert es. Und das ist das Schöne als Unternehmer, dass man nicht nur ein Geschäft führt, das wie Tag und Nacht immer das Gleiche ist, sondern Abwechslung. Und wir haben ja nicht nur Gläser für die Getränke, die uns bekannt sind entwickelt, sondern wir haben ein Glas für Sake entwickelt oder unterschiedliche Arten und Stilistiken von Sake. Wir haben das moderne Tequilaglas ins Leben gerufen. Wir verfolgen die Trauben, die man vielleicht bei uns nicht kennt, die Nationaltraube von Georgien, Saparabi, wie bei uns der Grüne Veltliner. Das sind so Themen, mit denen wir uns auseinandersetzen. Wir sind Riedel the Wine Glass Company. Und dann lernst du immer wieder neue Menschen, neue Typen kennen. Und die inspirieren mich auch. Und ich habe so viel Inspiration. Wenn ich genug Zeit hätte, würde das aus mir heraussprießen. Aber natürlich ich habe eine Familie zu führen, habe ein Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern zu führen, bin permanent unterwegs. Also wenn ich mehr Zeit hätte, wäre ich wahrscheinlich auch noch etwas kreativer. Lisa Prantl: Bevor wir bald zum Ende kommen, hätten wir noch ein paar schnelle Fragen. Zum Ersten, wenn ich mir heute nur ein Produkt aus dem Riedel Shop leisten möchte oder kann, welches muss ich mit nach Hause nehmen? Maximilian Riedel: Ich muss das Glas mit nach Hause nehmen, das zu meiner Lieblingstraube passt. Für mich ist es heute Pinot Noir, würde ich mir das Pinot Noir Glas kaufen. Für andere ist es vielleicht ein Grüner Veltliner oder ein Riesling. Also immer zuerst das Glas, das zum Geschmackbild passt. Klaus Brunner: Alltag in New York versus Alltag in Tirol. Maximilian Riedel: Der Lärmpegel ist ein ganz anderer und man geht in Tirol mit Sicherheit zufriedener ins Bett und schlafen. Lisa Prantl: Wenn sich jetzt jemand diese Podcast Episode anhört, unser Gespräch das wir gerade geführt haben, welches Glas und welches Getränk empfiehlst du dazu? Maximilian Riedel: Kommt drauf an, kommt auf die Stimmung drauf an, wann und wo man sich den Podcast anhört. Wenn es am Sonntag ist, Sunday Wine Funday, vielleicht irgendwas Spritziges, was Sprudeliges, weil man muss ja doch am Montag fit sein fürs Büro. Wenn es am Wochenende wäre, würde ich mir persönlich einen schweren Rotwein aussuchen. Klaus Brunner: Noch eine letzte kurze Frage, wofür möchtest du in Erinnerung bleiben? Maximilian Riedel: Dass ich meinen Kindern etwas Wertvolles übergeben darf und, dass sie damit auch nach meiner Zeit viel Freude haben. Und dass natürlich der Name Riedel, der jetzt seit elf Generationen in Ehren gehalten wurde, auch in Zukunft so ein gutes Image tragen darf. Klaus Brunner: Das ist ein schönes Abschiedswort, ein schönes Abschlusswort. Vielen Dank fürs Zuhören bei diesem Hörausflug nach Kufstein. Lisa Prantl: Vielen Dank, Maximilian Riedel, für deine Zeit und allen Hörerinnen empfehlen wir natürlich einen Besuch hier in Kufstein, wo man im Museum sehr viel über Design, über die Familie Riedel und über die Geschichte dieser wunderbaren Gläser lernen kann und eben auch direkt bei der Arbeit zuschauen. Klaus Brunner: Welche spannenden Persönlichkeiten aus Tirol oder mit Tirolbezug wollt ihr mal bei uns in den Hörausflügen hören? Schreibt uns doch eine Nachricht an info@tirol.at Lisa Prantl: Und damit bis zum nächsten Mal. Klaus Brunner: Pfiat enk!
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